Berger Picard
Du interessierst dich für eine Hunderasse, die in ihrer Heimat Frankreich als Nationaler Schatz gilt, hierzulande aber noch eine echte Rarität ist? Dann lass uns über den Berger Picard sprechen, auch bekannt als Picardischer Schäferhund. Dieser charmante Vierbeiner mit seinem unverwechselbaren struppigen Aussehen und dem oft schelmischen "Lächeln" ist nicht nur ein optischer Hingucker, sondern auch ein treuer und intelligenter Begleiter. Ursprünglich als Hütehund gezüchtet, bringt er eine faszinierende Mischung aus Arbeitsbereitschaft, Sensibilität und einem Hauch von Eigenständigkeit mit. Tauche ein in die Welt dieses besonderen Schäferhundes und entdecke, ob der Berger Picard der richtige Partner für dich sein könnte.
Herkunft & Geschichte
Der Berger Picard ist eine der ältesten französischen Schäferhundrassen, dessen Wurzeln tief in der Region Picardie im Norden Frankreichs liegen. Man nimmt an, dass seine Vorfahren bereits im Mittelalter mit den Kelten in diese Region kamen. Über Jahrhunderte hinweg war er der unermüdliche Helfer der Schäfer, der ihre Herden vor Raubtieren schützte und zusammenhielt. Seine Arbeitsweise war geprägt von Intelligenz und Selbstständigkeit. Tragischerweise war die Rasse nach den beiden Weltkriegen, die die Picardie besonders stark trafen, fast vollständig ausgerottet. Nur durch die engagierte Arbeit einiger weniger Züchter konnte der Berger Picard in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gerettet und wieder aufgebaut werden. Auch wenn er heute noch selten ist, erfreut er sich einer wachsenden Beliebtheit bei Liebhabern ursprünglicher Rassen.
Aussehen
Das Erscheinungsbild des Berger Picard ist unverwechselbar und rustikal, was ihm oft den Spitznamen "der Landstreicher mit Herz" einbringt. Er ist ein mittelgroßer Hund mit einer Widerristhöhe von 55 bis 65 cm und einem Gewicht von etwa 23 bis 32 kg.
Markante Merkmale
- Fell: Sein charakteristisches raues, drahtiges Haar ist trocken und knistert zwischen den Fingern. Es ist nicht zu lang, etwa 5 bis 6 cm, und liegt flach an. Eine leichte Unterwolle schützt ihn vor Kälte.
- Farben: Die Fellfarben variieren von Falb (hellbraun, rehfarben) bis gestromt (brindle), wobei oft leichte Schattierungen vorkommen. Eine kleine weiße Abzeichen auf der Brust und an den Zehen ist erlaubt.
- Kopf: Er hat einen ausdrucksvollen Kopf mit einem leichten Stop und dunklen Augen, die einen wachen, intelligenten Ausdruck verleihen. Die aufrecht stehenden Ohren sind mittelgroß und enden leicht abgerundet.
- Gesicht: Besonders auffällig sind seine Augenbrauen, sein Bart und sein Schnurrbart, die ihm ein sehr menschliches, oft lächelndes Aussehen verleihen.
Wesen, Temperament & Familienhund-Qualitäten
Der Berger Picard ist ein Hund mit Charakter und viel Herz. Er ist bekannt für sein sensibles, intelligentes und oft humorvolles Wesen. Als ehemaliger Hütehund ist er arbeitsfreudig und aufmerksam, aber auch sehr loyal gegenüber seiner Familie.
Temperament im Detail
- Sensibel & Treu: Er bindet sich sehr stark an seine Menschen und braucht den engen Familienanschluss. Er reagiert empfindlich auf harte Worte und unfaires Verhalten.
- Intelligent & Eigenständig: Seine Intelligenz macht ihn lernwillig, aber seine ursprüngliche Eigenständigkeit als Hütehund bedeutet auch, dass er manchmal seinen eigenen Kopf hat.
- Wachsam & Beschützend: Er ist ein guter Wachhund, der sein Zuhause und seine Familie zuverlässig meldet und beschützt, ohne dabei übermäßig aggressiv zu sein.
- Familienhund: Mit Kindern kommt er in der Regel sehr gut aus, wenn er gut sozialisiert ist und die Kinder gelernt haben, respektvoll mit ihm umzugehen. Er ist verspielt und geduldig. Auch die Vergesellschaftung mit anderen Haustieren ist bei frühzeitiger Gewöhnung meist problemlos.
Erziehung
Die Erziehung eines Berger Picard erfordert Konsequenz, Geduld und viel positive Verstärkung. Aufgrund seiner Sensibilität und Intelligenz reagiert er sehr gut auf belohnungsbasiertes Training und baut schnell eine enge Bindung zu seinem Menschen auf.
Wichtige Aspekte der Erziehung
- Frühzeitige Sozialisierung: Es ist essenziell, ihn bereits als Welpen mit verschiedenen Menschen, Hunden, Umgebungen und Geräuschen vertraut zu machen. Das fördert seine Aufgeschlossenheit und Sicherheit.
- Konsequenz, aber sanft: Sei klar in deinen Kommandos und Regeln, aber vermeide Härte. Ein Picard schätzt eine faire und liebevolle Führung.
- Mentale Auslastung: Neben körperlicher Bewegung braucht er auch Aufgaben, die seinen Kopf fordern. Hundesportarten wie Agility, Obedience oder Fährtenarbeit sind ideal, um seine Intelligenz zu fördern und ihn auszulasten.
- Umgang mit Eigenständigkeit: Erwarte nicht immer blinden Gehorsam. Sein ursprünglicher Job erforderte ein gewisses Maß an Selbstständigkeit, was sich manchmal in einem "Ich überlege mir das mal"-Moment äußern kann. Bleib ruhig und motivierend.
Haltung
Der Berger Picard ist kein Hund für Stubenhocker. Er braucht Bewegung, Platz und Beschäftigung. Idealerweise lebt er in einem Zuhause mit Garten, das ihm jederzeit Zugang zum Freien ermöglicht.
Anforderungen an die Haltung
- Bewegungsdrang: Rechne mit mindestens zwei langen Spaziergängen täglich, gerne auch mit der Möglichkeit zum Freilauf in gesicherten Gebieten. Er liebt es zu rennen, zu spielen und zu erkunden.
- Kein Zwingerhund: Aufgrund seiner starken Bindung an seine Familie ist der Berger Picard absolut kein Zwingerhund. Er braucht den engen Kontakt zu seinen Menschen und möchte Teil des Familienlebens sein.
- Ländliche Umgebung: Eine ländliche oder vorstädtische Umgebung mit Zugang zur Natur ist ideal. Eine reine Stadtwohnung könnte für ihn schwierig werden, es sei denn, du kannst ihm täglich sehr viel Auslauf und Abwechslung bieten.
- Auslastung: Körperliche und mentale Auslastung sind der Schlüssel zu einem zufriedenen Picard. Ein unterforderter Picard kann unerwünschtes Verhalten entwickeln.
Pflege
Die Pflege des Berger Picard ist überraschend unkompliziert, was ihn zu einem pflegeleichten Begleiter macht, trotz seines zotteligen Aussehens.
Fellpflege
- Bürsten: Das raue Fell neigt nicht zum Verfilzen. Regelmäßiges Bürsten, etwa einmal pro Woche, reicht aus, um lose Haare zu entfernen und die Haut zu belüften.
- Trimmen: Das Fell sollte nicht geschoren werden, da dies die Struktur zerstören würde. Gelegentliches Handtrimmen kann notwendig sein, um abgestorbene Haare zu entfernen und die typische Erscheinung zu erhalten.
- Baden: Baden ist nur selten notwendig, wenn der Hund stark verschmutzt ist. Das Fell ist von Natur aus schmutzabweisend.
Weitere Pflegetipps
- Ohren: Kontrolliere die Ohren regelmäßig auf Sauberkeit und Anzeichen von Entzündungen.
- Krallen: Schneide die Krallen bei Bedarf, wenn sie sich nicht auf natürliche Weise abnutzen.
- Zähne: Eine gute Zahnhygiene durch regelmäßiges Zähneputzen oder spezielle Kauartikel beugt Zahnstein vor.
Gesundheit & Lebenserwartung
Der Berger Picard gilt generell als eine robuste und gesunde Rasse mit einer guten Lebenserwartung. Da er zu den ursprünglichen Rassen zählt, sind erblich bedingte Krankheiten weniger verbreitet als bei vielen überzüchteten Rassen.
Potenzielle gesundheitliche Aspekte
- Hüft- und Ellbogendysplasie (HD/ED): Wie bei vielen mittelgroßen bis großen Rassen können diese Gelenkerkrankungen auftreten. Seriöse Züchter lassen ihre Zuchttiere darauf untersuchen.
- Augenerkrankungen: Gelegentlich können erbliche Augenkrankheiten wie die Progressive Retinaatrophie (PRA) oder Katarakt vorkommen. Augenuntersuchungen sind daher wichtig.
- Magen-Darm-Empfindlichkeiten: Einige Picards können empfindlich auf bestimmte Futtersorten reagieren. Eine hochwertige und angepasste Ernährung ist wichtig.
Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Berger Picard liegt bei 12 bis 14 Jahren, wobei viele Vertreter der Rasse bei guter Pflege und Gesundheit auch älter werden können.
Worauf du vor dem Kauf achten solltest
Die Entscheidung für einen Berger Picard sollte gut überlegt sein. Da die Rasse selten ist, ist es umso wichtiger, sorgfältig vorzugehen.
Deine Checkliste vor dem Kauf
- Seriöser Züchter: Suche unbedingt nach einem verantwortungsvollen Züchter, der Mitglied in einem anerkannten Rassehundeverein ist (z.B. dem Club für Britische Hütehunde in Deutschland).
- Gesundheitsnachweise: Lasse dir die Gesundheitszeugnisse der Elterntiere zeigen, insbesondere die Ergebnisse der Untersuchungen auf HD, ED und Augenkrankheiten.
- Prägung der Welpen: Achte darauf, dass die Welpen in einem liebevollen Umfeld aufwachsen und gut sozialisiert werden. Besuche die Zuchtstätte mehrfach, um dir ein Bild zu machen.
- Elterntiere kennenlernen: Lerne die Elterntiere kennen, um einen Eindruck vom Wesen und Temperament zu bekommen.
- Offene Kommunikation: Ein guter Züchter wird dir viele Fragen stellen und auch all deine Fragen ehrlich beantworten. Er wird dir auch nach dem Kauf mit Rat und Tat zur Seite stehen.
- Kein Spontankauf: Sei bereit, eine Warteliste in Kauf zu nehmen. Die Seltenheit der Rasse bedeutet, dass du möglicherweise nicht sofort einen Welpen finden wirst.
Fragen und Antworten
Ist der Berger Picard für Anfänger geeignet?
Aufgrund seiner Intelligenz und seiner manchmal eigenständigen Natur ist der Berger Picard nicht unbedingt für absolute Hundeanfänger geeignet. Er braucht eine konsequente, aber liebevolle Führung und Menschen, die bereit sind, sich intensiv mit seiner Erziehung und Auslastung zu beschäftigen.
Wie viel Bewegung braucht ein Berger Picard?
Ein Berger Picard hat einen hohen Bewegungsdrang. Er benötigt täglich mehrere lange Spaziergänge, am besten mit der Möglichkeit zum Freilauf. Auch Hundesport wie Agility, Obedience oder Mantrailing sind hervorragend geeignet, um ihn körperlich und geistig auszulasten.
Haaren Berger Picards stark?
Nein, der Berger Picard gehört zu den Rassen, die moderat haaren. Sein raues Fell verliert nicht übermäßig viele Haare. Regelmäßiges Bürsten, etwa einmal pro Woche, hilft, lose Haare zu entfernen und den Haarausfall gering zu halten.
Kommen sie gut mit Kindern und anderen Haustieren aus?
Ja, mit guter Sozialisierung und Erziehung sind Berger Picards in der Regel ausgezeichnete Familienhunde und kommen gut mit Kindern zurecht. Sie sind geduldig und verspielt. Auch die Vergesellschaftung mit anderen Haustieren ist bei frühzeitiger Gewöhnung meist problemlos möglich.
Sind Berger Picards bellfreudig?
Als ehemalige Wachhunde sind sie von Natur aus aufmerksam und melden ungewöhnliche Vorkommnisse. Sie können bellfreudig sein, wenn sie nicht ausgelastet sind oder keine klare Führung erhalten. Eine konsequente Erziehung kann jedoch dazu beitragen, übermäßiges Bellen einzudämmen.