Bernhardiner
Der Bernhardiner, oft liebevoll als "sanfter Riese" bezeichnet, ist eine der bekanntesten und imposantesten Hunderassen der Welt. Ursprünglich als Arbeits- und Rettungshund in den Schweizer Alpen gezüchtet, hat er sich zu einem beliebten Familienhund entwickelt, der für seine Gutmütigkeit und Geduld geschätzt wird. Seine beeindruckende Größe und sein ruhiges Wesen machen ihn zu einem treuen Begleiter, der sowohl Schutz als auch Zuneigung bietet. Wenn du einen Hund suchst, der mit seiner Präsenz beeindruckt und gleichzeitig ein liebevolles Herz hat, könnte der Bernhardiner genau der richtige Vierbeiner für dich sein.
Herkunft & Geschichte
Die Geschichte des Bernhardiners ist eng mit dem Hospiz auf dem Grossen Sankt Bernhard Pass in den Schweizer Alpen verbunden. Schon im 17. Jahrhundert hielten die Mönche dort große Hunde, die ihnen bei der Bewachung des Passes und später bei der Suche und Rettung verirrter Reisender halfen. Diese Hunde waren für ihre unglaubliche Orientierung und Witterungsbeständigkeit bekannt. Der berühmteste unter ihnen war Barry, der zwischen 1800 und 1814 über 40 Menschen das Leben gerettet haben soll.
Die Rasse wurde im Laufe der Zeit durch Einkreuzungen, unter anderem mit Neufundländern, weiterentwickelt, was zur Entstehung der Langhaarvariante führte. Offiziell anerkannt wurde der Bernhardiner als Rasse im Jahr 1887, und er gilt seither als Schweizer Nationalhund. Seine Geschichte ist ein Zeugnis seiner Tapferkeit, Loyalität und seines unermüdlichen Dienstes am Menschen.
Aussehen
Der Bernhardiner ist ein beeindruckender Hund von stattlicher Größe und kräftigem, muskulösem Körperbau. Sein Erscheinungsbild strahlt Stärke und Würde aus.
Größe und Gewicht
- Rüden: Schulterhöhe zwischen 70 und 90 cm, Gewicht bis zu 100 kg.
- Hündinnen: Schulterhöhe zwischen 65 und 80 cm, Gewicht ebenfalls beachtlich, aber meist etwas weniger als Rüden.
Fell und Farben
Du findest den Bernhardiner in zwei Fellvarianten:
- Kurzhaarig (Stockhaar): Dichtes, glattes und anliegendes Fell, das sehr widerstandsfähig ist. Dies ist die ursprüngliche Variante.
- Langhaarig: Mittellanges, leicht gewelltes Fell mit einer dichten Unterwolle. Diese Variante benötigt mehr Pflege.
Die Grundfarbe ist immer Weiß mit rotbraunen Platten oder einem durchgehenden Mantel. Typische Abzeichen sind eine weiße Blesse, ein weißer Kragen und eine weiße Rutenspitze. Der Ausdruck ist stets freundlich und intelligent.
Wesen, Temperament & Familienhund-Qualitäten
Trotz seiner imposanten Erscheinung ist der Bernhardiner ein Hund mit einem sanftmütigen und ausgeglichenen Charakter. Er ist bekannt für seine:
- Gutmütigkeit und Geduld: Besonders im Umgang mit Kindern zeigt er eine bemerkenswerte Toleranz und Ruhe.
- Loyalität: Er bindet sich sehr stark an seine Familie und ist ein treuer Gefährte.
- Freundlichkeit: Fremden gegenüber ist er in der Regel aufgeschlossen, aber auch wachsam und beschützend, ohne aggressiv zu sein.
- Anpassungsfähigkeit: Solange er bei seiner Familie sein darf, ist er zufrieden.
Als Familienhund ist er eine wunderbare Wahl, vorausgesetzt, du hast genügend Platz und Zeit für ihn. Seine Gelassenheit macht ihn zu einem idealen Begleiter für Familien mit Kindern, wobei du die schiere Größe des Hundes im Umgang mit sehr kleinen Kindern immer im Auge behalten solltest.
Erziehung
Die Erziehung eines Bernhardiners erfordert Konsequenz, Geduld und positive Verstärkung. Aufgrund seiner Größe und Kraft ist es unerlässlich, schon im Welpenalter mit der Erziehung zu beginnen.
Frühzeitige Sozialisierung
Sorge dafür, dass dein Bernhardinerwelpe von klein auf viele positive Erfahrungen mit anderen Hunden, Menschen und Umwelteinflüssen sammelt. Eine gute Sozialisierung ist entscheidend für einen ausgeglichenen Erwachsenen.
Konsequenz und positive Verstärkung
Bernhardiner sind sensible Hunde, die auf sanfte, aber bestimmte Führung am besten reagieren. Schreien oder körperliche Bestrafung sind kontraproduktiv und können das Vertrauen deines Hundes nachhaltig stören. Arbeite mit Belohnungen, Lob und klaren Kommandos.
Leinenführigkeit
Angesichts seiner späteren Größe ist eine frühzeitige und gründliche Leinenführigkeitserziehung unerlässlich. Du möchtest nicht von einem 90 kg schweren Hund spazieren geführt werden!
Haltung
Ein Bernhardiner ist kein Hund für jedermann und stellt spezielle Anforderungen an seine Haltung. Sein Platzbedarf ist enorm.
Platz und Umgebung
Diese Rasse ist nicht für die Wohnungshaltung geeignet. Ein Haus mit einem großen, sicher eingezäunten Garten ist ideal. Er braucht ausreichend Platz, um sich frei bewegen zu können.
Bewegung und Beschäftigung
Trotz seiner Größe ist der Bernhardiner kein Hochleistungssportler. Er benötigt moderate, regelmäßige Bewegung. Lange Spaziergänge in gemächlichem Tempo sind ideal. Überfordere ihn nicht, besonders nicht im Welpenalter, um Gelenkproblemen vorzubeugen. Mentale Beschäftigung durch Suchspiele oder einfache Gehorsamkeitsübungen ist ebenso wichtig.
Anschluss an die Familie
Der Bernhardiner ist ein sehr anhänglicher Hund, der den engen Kontakt zu seiner Familie braucht. Er ist kein Zwingerhund und sollte niemals über längere Zeiträume isoliert werden. Er möchte am Familienleben teilhaben und ist am glücklichsten, wenn er in deiner Nähe sein darf.
Pflege
Die Pflege des Bernhardiners variiert je nach Fellvariante, ist aber in jedem Fall wichtig für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden.
Fellpflege
- Kurzhaarige Bernhardiner: Regelmäßiges Bürsten (ein- bis zweimal pro Woche) reicht meist aus, um loses Haar zu entfernen und das Fell glänzend zu halten.
- Langhaarige Bernhardiner: Sie benötigen täglich oder mehrmals wöchentlich eine gründliche Bürstenkur, um Verfilzungen vorzubeugen, besonders hinter den Ohren, an den Läufen und an der Rute. Während des Fellwechsels ist der Pflegeaufwand bei beiden Varianten deutlich höher.
Augen, Ohren und Zähne
Kontrolliere und reinige regelmäßig die Augen deines Bernhardiners, da sie aufgrund der großen Lider zu Tränenfluss neigen können. Auch die Ohren sollten sauber gehalten werden, um Infektionen vorzubeugen. Eine regelmäßige Zahnpflege beugt Zahnstein und anderen Problemen vor.
Sabbern
Sei dir bewusst, dass Bernhardiner rassebedingt zum Sabbern neigen. Das ist völlig normal, kann aber gerade im Haus eine Herausforderung darstellen.
Gesundheit & Lebenserwartung
Wie viele große Hunderassen hat auch der Bernhardiner eine relativ kurze Lebenserwartung von durchschnittlich 8 bis 10 Jahren. Er ist anfällig für bestimmte rassetypische Gesundheitsprobleme:
- Gelenkerkrankungen: Insbesondere Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellbogengelenksdysplasie (ED) sind häufig. Achte beim Kauf auf entsprechende Gesundheitszeugnisse der Elterntiere.
- Magendrehung: Eine lebensbedrohliche Erkrankung, die bei großen, tiefbrüstigen Rassen vorkommt. Mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag und Ruhe nach dem Fressen können das Risiko mindern.
- Herzerkrankungen: Kardiomyopathie kann auftreten.
- Augenprobleme: Ektropium (Auswärtsdrehen des Augenlids) und Entropium (Einwärtsdrehen des Augenlids) sind verbreitet und können operativ korrigiert werden.
Eine ausgewogene Ernährung, moderate Bewegung und regelmäßige tierärztliche Kontrollen sind entscheidend, um die Gesundheit deines Bernhardiners zu fördern.
Worauf du vor dem Kauf achten solltest
Die Anschaffung eines Bernhardiners ist eine Entscheidung für viele Jahre und sollte gut überlegt sein. Hier sind wichtige Punkte, die du beachten solltest:
- Seriöser Züchter: Kaufe deinen Welpen ausschließlich bei einem verantwortungsvollen und anerkannten Züchter, der Mitglied in einem Rassezuchtverein ist. Dies gewährleistet, dass die Elterntiere auf Erbkrankheiten untersucht wurden.
- Gesundheitszeugnisse: Lasse dir die Untersuchungsergebnisse der Elterntiere bezüglich HD, ED und Augenkrankheiten zeigen.
- Prägung und Sozialisierung: Achte darauf, dass die Welpen in einer sauberen, liebevollen Umgebung aufwachsen und bereits frühzeitig Kontakt zu Menschen und Umwelteinflüssen hatten.
- Elterntiere kennenlernen: Mache dir ein Bild vom Wesen der Elterntiere. Sie sollten freundlich und ausgeglichen sein.
- Zeit und Platz: Überlege dir ehrlich, ob du einem Bernhardiner genügend Platz, Zeit für Erziehung und Beschäftigung sowie die nötigen finanziellen Mittel (Futter, Tierarztkosten) bieten kannst.
- Vertrag und Papiere: Ein seriöser Züchter wird dir einen Kaufvertrag aushändigen und die Ahnentafel des Welpen sowie den Impfpass übergeben.
Ein Bernhardiner ist eine Verpflichtung, die aber mit unendlich viel Liebe und Treue belohnt wird.
Fragen und Antworten
Ist der Bernhardiner ein guter Familienhund?
Ja, absolut! Der Bernhardiner ist für seine Sanftmut, Geduld und Loyalität bekannt. Er ist ein wunderbarer Begleiter für Familien mit Kindern, vorausgesetzt, er wird gut erzogen und sozialisiert. Seine schiere Größe erfordert jedoch eine Beaufsichtigung im Umgang mit sehr kleinen Kindern.
Wie viel Bewegung braucht ein Bernhardiner?
Entgegen der Annahme, dass große Hunde viel Bewegung brauchen, benötigt der Bernhardiner eher moderate Spaziergänge. Lange, ausgedehnte Wanderungen in gemächlichem Tempo sind ideal. Überfordere ihn nicht, besonders im Wachstum, um Gelenke zu schonen. Er schätzt auch Spielzeiten im Garten.
Sabbert der Bernhardiner viel?
Ja, Sabbern ist ein rassetypisches Merkmal des Bernhardiners. Durch seine lose Haut und die großen Lefzen kann er, besonders nach dem Trinken oder bei Aufregung, viel Speichel verlieren. Das gehört einfach dazu und sollte dir bewusst sein.
Kann ein Bernhardiner in einer Wohnung leben?
Nein, in der Regel nicht. Aufgrund seiner beeindruckenden Größe und seines Platzbedarfs ist der Bernhardiner nicht für die Wohnungshaltung geeignet. Er braucht ein Haus mit einem großen, sicher eingezäunten Garten, in dem er sich frei bewegen kann.
Wie alt wird ein Bernhardiner im Durchschnitt?
Die Lebenserwartung eines Bernhardiners liegt durchschnittlich bei 8 bis 10 Jahren. Wie bei vielen großen Rassen ist sie etwas kürzer als bei kleineren Hunden. Eine gute Pflege, Ernährung und regelmäßige Tierarztbesuche können jedoch dazu beitragen, dass er ein langes und gesundes Leben führt.
Ist der Bernhardiner leicht zu erziehen?
Der Bernhardiner ist intelligent und lernwillig, aber seine Erziehung erfordert Konsequenz und Geduld. Aufgrund seiner Größe und Kraft ist es unerlässlich, frühzeitig mit einer positiven, belohnungsbasierten Erziehung zu beginnen. Er reagiert sehr sensibel auf Druck und grobe Methoden.