Drever
Der Drever, oft auch als Schwedische Dachsbracke bezeichnet, ist ein mittelgroßer Laufhund aus Schweden, der ursprünglich für die Jagd auf Kleinwild, insbesondere Rehwild, gezüchtet wurde. Wenn du einen aktiven, freundlichen und intelligenten Begleiter suchst, der gerne draußen ist und eine Aufgabe hat, könnte der Drever genau der richtige Hund für dich sein. Er ist bekannt für seine Ausdauer und seinen ausgeprägten Spürsinn, was ihn zu einem hervorragenden Jagdhund macht. Doch auch als Familienhund kann er überzeugen, sofern seine Bedürfnisse nach Bewegung und geistiger Auslastung erfüllt werden.
Herkunft & Geschichte
Die Geschichte des Drevers beginnt in Schweden, aber seine Wurzeln reichen bis nach Deutschland zurück. Er entstand aus der Westfälischen Dachsbracke, die in den 1910er und 1920er Jahren nach Schweden importiert wurde. Dort wurde sie gezielt auf die schwedischen Jagdbedingungen angepasst, wobei vor allem die Fähigkeit zur Rehwildjagd im Vordergrund stand. Die schwedische Jagdtradition, die eine langsamere und ausdauerndere Jagdweise bevorzugt, formte den heutigen Drever. Im Jahr 1947 wurde die Rasse in Schweden offiziell anerkannt und erhielt ihren Namen „Drever“, abgeleitet vom schwedischen Wort „driva“, was „treiben“ oder „jagen“ bedeutet. Die internationale Anerkennung durch die FCI (Fédération Cynologique Internationale) erfolgte schließlich 1956. Seither hat sich der Drever als beliebter Jagdhund in Skandinavien etabliert.
Aussehen
Der Drever ist ein robuster und kräftiger Hund, dessen Körperbau perfekt auf seine Aufgabe als ausdauernder Jäger abgestimmt ist. Er hat eine typische Dachsbracken-Form: einen verhältnismäßig langen Körper mit kurzen, kräftigen Beinen, was ihm eine geringe Bodenfreiheit verleiht und ihm hilft, sich im Unterholz zu bewegen.
Größe und Gewicht
- Rüden: Schulterhöhe zwischen 32 und 38 cm
- Hündinnen: Schulterhöhe zwischen 30 und 36 cm
- Das Gewicht liegt typischerweise zwischen 10 und 15 kg, abhängig von Größe und Geschlecht.
Fell und Farbe
Sein Fell ist kurz, dicht und harsch und bietet guten Schutz vor Witterungseinflüssen. Alle Farben mit weißen Abzeichen sind erlaubt, wobei dreifarbige Hunde (Schwarz, Braun, Weiß) sehr häufig sind. Die weißen Abzeichen sollten deutlich sein und meist an Brust, Pfoten, Rutenspitze und Hals zu finden sein.
Kopf und Ohren
Der Kopf ist von mittlerer Größe mit einem freundlichen und aufmerksamen Ausdruck. Die Ohren sind mittellang, breit und hängend und liegen flach an den Wangen an. Die Rute wird typischerweise tief getragen, kann aber bei Erregung leicht angehoben sein.
Wesen, Temperament & Familienhund-Qualitäten
Der Drever ist ein Hund mit einem ausgeprägten Charakter, der sowohl Jäger als auch treuer Begleiter sein kann. Sein Wesen ist geprägt von Freundlichkeit, Lebhaftigkeit und einer unerschütterlichen Ausdauer.
Temperament
- Freundlich und aufgeschlossen: Gegenüber Menschen ist der Drever in der Regel sehr freundlich und selten aggressiv. Er kann eine starke Bindung zu seiner Familie aufbauen.
- Intelligent und arbeitswillig: Er lernt schnell und ist eifrig bei der Sache, besonders wenn es um Nasenarbeit geht.
- Ausdauernd und spurlaut: Als Jagdhund ist er darauf gezüchtet, stundenlang einer Spur zu folgen und dabei laut zu geben, um den Jäger zu informieren.
- Jagdinstinkt: Dieser ist sehr stark ausgeprägt und muss in der Haltung berücksichtigt werden.
Familienhund-Qualitäten
Mit der richtigen Erziehung und Auslastung kann der Drever ein wunderbarer Familienhund sein. Er ist in der Regel gutmütig und geduldig mit Kindern, vorausgesetzt, er wurde frühzeitig an sie gewöhnt. Seine verspielte Art macht ihn zu einem guten Spielkameraden. Allerdings ist er kein Couch-Potato; er braucht tägliche, intensive Bewegung und geistige Herausforderungen, um ausgeglichen zu sein. Ohne diese Auslastung kann er zu Langeweile neigen und unerwünschtes Verhalten entwickeln. Gegenüber Fremden ist er meist freundlich, was ihn zu keinem guten Wachhund macht.
Erziehung
Die Erziehung eines Drevers erfordert Konsequenz, Geduld und Verständnis für seinen Jagdinstinkt. Er ist intelligent und lernwillig, aber sein starker Trieb kann eine Herausforderung darstellen.
Grundlagen der Erziehung
- Frühzeitige Sozialisierung: Beginne schon im Welpenalter damit, deinen Drever an verschiedene Menschen, Tiere, Umgebungen und Geräusche zu gewöhnen. Eine gute Welpenschule ist hier Gold wert.
- Konsequenz ist der Schlüssel: Ein Drever testet gerne Grenzen aus. Bleibe stets klar und konsequent in deinen Kommandos und Regeln.
- Positive Verstärkung: Arbeite mit Belohnungen, Lob und Spiel, um deinen Hund zu motivieren. Druck oder Härte sind kontraproduktiv.
Herausforderungen
Die größte Herausforderung ist oft der starke Jagdtrieb. Ein sicherer Rückruf muss perfekt sitzen, kann aber aufgrund seiner Veranlagung nie hundertprozentig garantiert werden, wenn eine interessante Spur in der Nase liegt. Daher ist es oft ratsam, ihn in unübersichtlichem Gelände oder in der Nähe von Wildtieren an einer Schleppleine zu führen. Auch das Training der Leinenführigkeit ist wichtig, da er sonst dazu neigt, an der Leine zu ziehen, sobald er eine Spur wittert. Sorge für ausreichend geistige Auslastung durch Suchspiele oder Fährtenarbeit, um seinen Kopf auszulasten und unerwünschtem Jagdverhalten vorzubeugen.
Haltung
Die Haltung eines Drevers erfordert ein aktives Lebensumfeld, das seinen Bedürfnissen nach Bewegung und Beschäftigung gerecht wird. Er ist kein Hund für die Stadtwohnung, es sei denn, du bist extrem engagiert, ihn täglich über mehrere Stunden auszulasten.
Ideale Lebensumgebung
Am wohlsten fühlt sich ein Drever in einem Haus mit einem sicher eingezäunten Garten, idealerweise in ländlicher Umgebung oder am Stadtrand. Der Zaun sollte hoch und ausbruchssicher sein, da Drever dazu neigen können, Hindernisse zu überwinden, wenn eine spannende Spur lockt. Wichtig ist, dass der Garten keinen Ersatz für regelmäßige Spaziergänge und Ausflüge darstellt.
Bewegungs- und Beschäftigungsbedarf
Der Drever benötigt täglich ausgiebige Bewegung. Mehrere lange Spaziergänge, Joggen, Radfahren oder Wanderungen sind notwendig. Er liebt es, zu rennen und zu schnüffeln. Daher sind Aktivitäten, die seine Nase fordern, wie Fährtenarbeit, Mantrailing oder Dummytraining, ideal, um ihn geistig und körperlich auszulasten. Ein unterforderter Drever kann sich langweilen und Verhaltensprobleme entwickeln, wie Zerstörungswut oder übermäßiges Bellen.
Der Drever als Jagdhund
Wenn du Jäger bist oder in einem jagdlichen Kontext arbeitest, findet der Drever in seiner ursprünglichen Bestimmung die größte Erfüllung. Er ist ein hervorragender Schweißhund und ein passionierter Treiber, der seine Arbeit liebt.
Pflege
Die Pflege des Drevers ist im Vergleich zu langhaarigen Rassen relativ unkompliziert. Sein kurzes, dichtes Fell ist pflegeleicht und robust.
Fellpflege
Das Fell des Drevers muss nicht aufwendig getrimmt oder geschnitten werden. Ein regelmäßiges Bürsten, etwa einmal pro Woche, reicht aus, um lose Haare zu entfernen und das Fell sauber und glänzend zu halten. Während des Fellwechsels im Frühjahr und Herbst kann es sinnvoll sein, häufiger zu bürsten. Baden ist nur bei starker Verschmutzung notwendig, da zu häufiges Waschen die natürliche Schutzschicht der Haut beeinträchtigen kann.
Ohren, Krallen und Zähne
- Ohren: Da Drever Schlappohren haben, solltest du diese regelmäßig auf Sauberkeit, Rötungen oder Anzeichen von Entzündungen überprüfen. Eine gute Belüftung ist wichtig, um Ohrinfektionen vorzubeugen.
- Krallen: Kontrolliere die Krallen deines Drevers regelmäßig und kürze sie bei Bedarf, wenn sie sich nicht auf natürliche Weise abnutzen. Zu lange Krallen können Schmerzen verursachen und die Fußstellung beeinträchtigen.
- Zähne: Eine gute Zahnhygiene ist auch für Hunde wichtig. Regelmäßiges Zähneputzen oder das Anbieten von Zahnpflegesnacks kann helfen, Zahnstein und Parodontose vorzubeugen.
Gesundheit & Lebenserwartung
Der Drever gilt als eine robuste und gesunde Rasse, die in der Regel ein langes und erfülltes Leben führt. Verantwortungsbewusste Züchter legen großen Wert auf die Gesundheit ihrer Zuchttiere, um Erbkrankheiten zu minimieren.
Typische Gesundheitsprobleme
Obwohl der Drever generell sehr gesund ist, können wie bei vielen Rassen bestimmte gesundheitliche Probleme auftreten, wenn auch seltener als bei größeren Hunden:
- Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellbogengelenksdysplasie (ED): Obwohl Drever keine Riesen sind, können auch sie von diesen Gelenkerkrankungen betroffen sein. Seriöse Züchter lassen ihre Zuchttiere auf HD und ED untersuchen.
- Ohrenentzündungen: Aufgrund ihrer Schlappohren können Drever anfällig für Ohrenentzündungen sein, insbesondere wenn die Ohren nicht regelmäßig gereinigt und kontrolliert werden.
- Augenerkrankungen: Gelegentlich können erbliche Augenerkrankungen auftreten, die ebenfalls durch Vorsorgeuntersuchungen bei den Elterntieren ausgeschlossen werden sollten.
Lebenserwartung
Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Drevers liegt bei 12 bis 15 Jahren. Mit einer ausgewogenen Ernährung, ausreichend Bewegung, guter Pflege und regelmäßigen Tierarztbesuchen kannst du dazu beitragen, dass dein Drever ein langes und gesundes Leben an deiner Seite verbringt.
Worauf du vor dem Kauf achten solltest
Die Entscheidung für einen Drever sollte gut überlegt sein. Bevor du dich für diese Rasse entscheidest, gibt es einige wichtige Punkte, die du beachten solltest, um sicherzustellen, dass der Hund und du gut zusammenpasst.
Wahl des Züchters
- Seriosität: Wähle unbedingt einen seriösen und verantwortungsvollen Züchter, der einem anerkannten Rassezuchtverein (z.B. dem VDH in Deutschland) angehört. Diese Züchter halten sich an strenge Zuchtvorschriften und Gesundheitsstandards.
- Gesundheitsnachweise: Lass dir die Gesundheitszeugnisse der Elterntiere zeigen, insbesondere in Bezug auf HD, ED und Augenuntersuchungen.
- Umfeld: Besuche den Züchter und schaue dir die Haltungsbedingungen der Welpen und Elterntiere an. Die Welpen sollten in einem sauberen, anregenden Umfeld aufwachsen und gut sozialisiert sein.
- Temperament: Achte auf das Wesen der Elterntiere. Sie sollten freundlich, ausgeglichen und nicht ängstlich wirken.
Deine Lebenssituation
Sei ehrlich zu dir selbst, ob dein Lebensstil zu einem Drever passt. Hast du:
- Ausreichend Zeit für Bewegung und Beschäftigung? Ein Drever braucht täglich mehrere Stunden aktive Auslastung.
- Einen sicher eingezäunten Garten? Das ist von Vorteil, aber kein Ersatz für Spaziergänge.
- Verständnis für seinen Jagdinstinkt? Bist du bereit, diesen zu managen und eventuell jagdliche Beschäftigung anzubieten?
- Die nötige Konsequenz für die Erziehung?
Ein Welpe aus einer Jagdlinie wird in der Regel einen stärkeren Jagdtrieb haben als ein Welpe aus einer Linie, die stärker auf Begleithund-Eigenschaften selektiert wurde (falls es so etwas in der Rasse überhaupt gibt). Informiere dich genau über die Linien der Elterntiere.
Fragen und Antworten
Ist der Drever ein guter Anfängerhund?
Der Drever kann für motivierte Anfänger geeignet sein, die bereit sind, sich intensiv mit den Bedürfnissen der Rasse auseinanderzusetzen. Sein ausgeprägter Jagdtrieb und seine Ausdauer erfordern Konsequenz und viel Zeit. Wenn du bereit bist, dich einzuarbeiten und eventuell eine Hundeschule zu besuchen, kann es klappen. Für absolute Hundeanfänger ohne viel Zeit ist er eher nicht die beste Wahl.
Kann ein Drever in einer Wohnung leben?
Grundsätzlich ist die Haltung in einer Wohnung nicht ideal für einen Drever. Er braucht viel Platz und vor allem Zugang zu einem Garten sowie ausgiebige Möglichkeiten, draußen zu rennen und zu schnüffeln. Sollte er doch in einer Wohnung leben, müssen seine Bedürfnisse durch extrem viel Bewegung und Kopfarbeit außerhalb der Wohnung kompensiert werden, was sehr anspruchsvoll ist.
Wie viel Auslauf braucht ein Drever?
Ein Drever benötigt täglich mindestens 2-3 Stunden aktive Bewegung. Dazu gehören lange Spaziergänge, idealerweise im Gelände, wo er schnüffeln und sich frei bewegen kann (soweit gesichert). Joggen, Radfahren oder Wanderungen sind ebenfalls gute Optionen. Wichtig ist auch geistige Auslastung durch Suchspiele oder Fährtenarbeit.
Ist der Drever kinderfreundlich?
Ja, der Drever ist in der Regel sehr kinderfreundlich. Er ist geduldig, verspielt und kann ein toller Begleiter für Kinder sein, wenn er gut sozialisiert wurde. Dennoch sollten Kinder den respektvollen Umgang mit Hunden lernen und niemals unbeaufsichtigt mit ihnen gelassen werden.
Bellt der Drever viel?
Als Laufhund, der auf der Jagd spurlaut ist, neigt der Drever zum Bellen, insbesondere wenn er eine interessante Spur wittert oder sich langweilt. Mit konsequenter Erziehung kann man das Bellen im Zaum halten, aber eine gewisse Bellfreudigkeit gehört zur Rasse und sollte bedacht werden.