Hovawart
Der Hovawart ist eine beeindruckende und vielseitige Hunderasse, die ursprünglich als Wachhund für Hof und Haus gezüchtet wurde. Wenn du überlegst, einen Hovawart in dein Leben aufzunehmen, solltest du wissen, dass du dir einen intelligenten, selbstbewussten und treuen Begleiter ins Haus holst, der eine enge Bindung zu seiner Familie aufbaut. Er ist kein Hund für Anfänger, denn sein ausgeprägter Charakter und sein Bedürfnis nach klarer Führung erfordern Erfahrung und Konsequenz. Doch für den richtigen Menschen ist der Hovawart ein wunderbarer Partner, der dich mit seiner Arbeitsfreude und seinem charmanten Wesen begeistern wird.
Herkunft & Geschichte
Die Geschichte des Hovawarts reicht weit zurück, bis ins Mittelalter. Sein Name leitet sich vom mittelhochdeutschen "Hofewart" ab, was so viel wie "Hofwächter" bedeutet. Diese alten Hofhunde waren für den Schutz von Haus, Hof und Vieh zuständig und besaßen bereits die typischen Eigenschaften von Wachhunden. Die moderne Zucht des Hovawarts begann jedoch erst Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland, als der Kynologe Kurt König sich zum Ziel setzte, diesen alten Gebrauchshundetyp wieder zu beleben.
König kreuzte verschiedene Rassen wie den Deutschen Schäferhund, Neufundländer und Leonberger, um die ursprünglichen Merkmale des Hovawarts wiederherzustellen. Im Jahr 1937 wurde der Hovawart offiziell als eigenständige Rasse anerkannt. Seitdem hat er sich als vielseitiger Dienst-, Begleit- und Familienhund etabliert, der nicht nur auf seinen Wachinstinkt, sondern auch auf seine ausgeprägte Arbeitsfreude und Intelligenz hin gezüchtet wird.
Aussehen
Der Hovawart ist ein mittelgroßer bis großer Hund von kräftigem, muskulösem Körperbau. Er strahlt eine natürliche Eleganz und Souveränität aus. Rüden erreichen eine Widerristhöhe von 63 bis 70 cm und Hündinnen 58 bis 65 cm. Das langhaarige Fell ist leicht gewellt und liegt eng an. Es besitzt eine gute Unterwolle, die Schutz vor Witterungseinflüssen bietet. Charakteristisch für den Hovawart sind die drei zugelassenen Farbschläge:
- Schwarzmarken: Schwarz mit hellblonden Abzeichen an Brust, Beinen und Kopf.
- Schwarz: Tiefschwarzes Fell ohne weitere Abzeichen.
- Blond: Kräftiges, mittleres Blond, das heller oder dunkler ausfallen kann.
Sein Kopf ist kräftig, mit einer breiten Stirn und einem deutlichen Stop. Die Augen sind dunkel und mandelförmig und verleihen ihm einen aufmerksamen und intelligenten Ausdruck. Die dreieckigen Schlappohren liegen eng am Kopf an. Der Hovawart besitzt ein deutliches Geschlechtsgepräge, wobei Rüden kräftiger und maskuliner wirken als Hündinnen.
Wesen, Temperament & Familienhund-Qualitäten
Der Hovawart ist bekannt für sein ausgeglichenes, selbstbewusstes und nervenstarkes Wesen. Er ist ein Hund mit einem starken Charakter, der eine enge Bindung zu seiner Familie aufbaut und diese bedingungslos beschützt. Sein Wach- und Schutztrieb ist angeboren und deutlich ausgeprägt, weshalb er seine Menschen und sein Territorium zuverlässig bewacht. Trotz seines Schutztriebs ist der Hovawart in der Regel freundlich und gelassen gegenüber vertrauten Personen.
Ein treuer Familienbegleiter
Als Familienhund zeigt er sich anhänglich und liebevoll. Mit Kindern kommt er gut zurecht, vorausgesetzt, er wurde frühzeitig sozialisiert und die Kinder wissen, wie man respektvoll mit einem Hund umgeht. Er ist kein Kläffer, wird aber anschlagen, wenn sich Fremde nähern oder etwas Ungewöhnliches passiert. Sein Temperament ist lebhaft, ohne überdreht zu sein. Er ist intelligent und lernwillig, braucht aber eine konsequente und geduldige Führung, um sein volles Potenzial zu entfalten.
Erziehung
Die Erziehung eines Hovawarts erfordert Konsequenz, Geduld und Einfühlungsvermögen. Es ist entscheidend, bereits im Welpenalter mit der Sozialisierung und Grunderziehung zu beginnen. Ein Hovawart braucht eine klare Führungspersönlichkeit, die ihm Regeln und Grenzen aufzeigt, ohne dabei unnötig streng oder autoritär zu sein. Er reagiert am besten auf positive Verstärkung und eine faire, verständliche Kommunikation.
Wichtige Aspekte der Erziehung:
- Frühzeitige Sozialisierung: Kontakt mit verschiedenen Menschen, Hunden, Umgebungen und Geräuschen ist essenziell, um einen souveränen Hovawart zu formen.
- Konsequenz: Was einmal verboten ist, muss immer verboten bleiben. Hunde brauchen klare Strukturen.
- Mentale Auslastung: Der Hovawart ist intelligent und möchte gefordert werden. Suchspiele, Gehorsamkeitsübungen und Hundesportarten wie Obedience oder Fährtenarbeit sind ideal.
- Beziehungsaufbau: Eine starke Bindung zu deinem Hovawart ist die Basis für eine erfolgreiche Erziehung. Verbringe viel Zeit mit ihm, spiele und trainiere gemeinsam.
Bedenke, dass der Hovawart ein Spätentwickler ist und oft erst mit drei Jahren vollständig "erwachsen" wird. Seine Erziehung ist eine Langzeitaufgabe, die sich jedoch mit einem loyalen und gut erzogenen Begleiter auszahlt.
Haltung
Ein Hovawart benötigt ausreichend Platz und Bewegung. Er ist kein Hund für die Stadtwohnung ohne Garten. Ein Haus mit einem sicher eingezäunten Grundstück ist ideal, da er seinen Wachinstinkt ausleben kann. Wichtig ist jedoch, dass er nicht isoliert im Garten gehalten wird, sondern vollen Familienanschluss hat. Er braucht die Nähe zu seinen Menschen und möchte am Familienleben teilhaben.
Bewegung und Beschäftigung
Täglich ausgedehnte Spaziergänge, idealerweise auch mit der Möglichkeit zum Freilauf in sicherer Umgebung, sind Pflicht. Darüber hinaus benötigt er eine sinnvolle Beschäftigung, die ihn körperlich und geistig fordert. Hundesportarten wie Obedience, Agility (nicht zu extrem wegen der Gelenke), Fährtenarbeit oder Gebrauchshundesport sind hervorragend geeignet. Ein unterforderter Hovawart kann unerwünschtes Verhalten entwickeln.
Pflege
Trotz seines langen Fells ist der Hovawart in der Pflege relativ unkompliziert. Sein Fell ist robust und neigt nicht stark zum Verfilzen. Regelmäßiges Bürsten ist jedoch unerlässlich, um lose Haare zu entfernen und die Haut zu belüften.
Pflege-Routine
- Bürsten: Etwa ein- bis zweimal pro Woche solltest du deinen Hovawart gründlich bürsten. Während des Fellwechsels (im Frühling und Herbst) ist dies häufiger, vielleicht sogar täglich, notwendig, um die massiven Mengen an Unterwolle zu entfernen.
- Baden: Ein Bad ist nur selten notwendig, wenn der Hund stark verschmutzt ist. Verwende dabei ein mildes Hundeshampoo.
- Ohren, Krallen und Zähne: Kontrolliere regelmäßig die Ohren auf Sauberkeit und Anzeichen von Entzündungen. Die Krallen sollten bei Bedarf gekürzt werden, falls sie sich nicht auf natürliche Weise abnutzen. Eine regelmäßige Zahnpflege beugt Zahnstein vor.
Die Pflege des Hovawarts ist also keine Wissenschaft, aber sie erfordert Regelmäßigkeit, um das Fell gesund und glänzend zu halten.
Gesundheit & Lebenserwartung
Der Hovawart gilt als eine robuste und gesunde Rasse. Durch strenge Zuchtvorschriften und die gezielte Selektion von Elterntieren konnte die Anfälligkeit für bestimmte Erbkrankheiten minimiert werden. Dennoch gibt es einige gesundheitliche Aspekte, auf die du achten solltest:
- Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellenbogendysplasie (ED): Wie bei vielen größeren Rassen besteht ein gewisses Risiko für diese Gelenkerkrankungen. Seriöse Züchter lassen ihre Zuchttiere umfassend auf HD und ED untersuchen und verpaaren nur gesunde Hunde.
- Osteochondrosis (OCD): Eine weitere Gelenkerkrankung, die gelegentlich auftreten kann.
- Schilddrüsenunterfunktion: In seltenen Fällen kann eine Schilddrüsenfunktionsstörung auftreten.
Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Hovawarts liegt bei 10 bis 14 Jahren. Eine gute Pflege, ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung tragen maßgeblich zu einem langen und gesunden Hundeleben bei.
Worauf du vor dem Kauf achten solltest
Die Entscheidung für einen Hovawart ist eine Entscheidung für viele Jahre und sollte gut überlegt sein. Hier sind einige wichtige Punkte, die du vor dem Kauf beachten solltest:
- Seriöser Züchter: Kaufe deinen Welpen ausschließlich bei einem anerkannten Züchter, der einem Rassezuchtverein (z.B. dem Rassezuchtverein für Hovawart-Hunde e.V. – RZV) untersteht. Diese Züchter halten sich an strenge Zuchtkriterien und Gesundheitsvorschriften.
- Gesundheitsnachweise: Lasse dir die Gesundheitsnachweise der Elterntiere (HD, ED, Augenuntersuchungen) zeigen.
- Umfeld des Welpen: Besuche den Züchter und lerne die Mutterhündin und die Welpen kennen. Achte auf ein sauberes, liebevolles und förderliches Umfeld. Die Welpen sollten bereits gut sozialisiert sein.
- Charakter: Sprich ausführlich mit dem Züchter über die Charaktereigenschaften der Elterntiere und der Welpen, um den passenden Hund für dich zu finden.
- Zeit und Engagement: Sei dir bewusst, dass ein Hovawart viel Zeit, Training und Beschäftigung fordert. Er ist kein Hund, der nebenbei läuft.
- Kosten: Neben dem Kaufpreis fallen Kosten für Futter, Tierarzt, Versicherung, Ausstattung und Hundeschule an.
Ein Hovawart ist eine Verpflichtung, die sich jedoch mit einem treuen und liebevollen Familienmitglied mehr als auszahlt.
Fragen und Antworten
Ist der Hovawart ein guter Familienhund?
Ja, der Hovawart ist ein ausgezeichneter Familienhund, der eine sehr enge Bindung zu seinen Menschen aufbaut. Er ist loyal und beschützend. Mit gut sozialisierten Kindern kommt er in der Regel sehr gut zurecht, solange die Kinder lernen, den Hund zu respektieren und seine Ruhezonen zu achten. Wichtig ist immer eine verantwortungsbewusste Aufsicht.
Benötigt ein Hovawart viel Bewegung?
Absolut! Der Hovawart ist ein Arbeitshund und benötigt täglich viel Bewegung und geistige Auslastung. Zwei bis drei Stunden Spaziergang pro Tag, kombiniert mit Hundesport oder Kopfarbeit, sind ein guter Richtwert. Ein Garten allein reicht nicht aus; er braucht aktive Beschäftigung mit seinen Menschen.
Ist der Hovawart leicht zu erziehen?
Der Hovawart ist intelligent und lernwillig, aber nicht unbedingt "leicht" zu erziehen. Er hat einen starken eigenen Willen und braucht eine sehr konsequente, aber stets faire und positive Führung. Er ist kein Hund für Anfänger, da seine Erziehung Erfahrung und Geduld erfordert, um seinen Schutztrieb in die richtigen Bahnen zu lenken und ihn zu einem souveränen Begleiter zu formen.
Verliert ein Hovawart viele Haare?
Ja, der Hovawart hat ein langes Fell mit viel Unterwolle und verliert besonders während des Fellwechsels im Frühling und Herbst viele Haare. Regelmäßiges und gründliches Bürsten ist in diesen Zeiten unerlässlich, um die lose Unterwolle zu entfernen und die Haarpracht in Schach zu halten. Außerhalb des Fellwechsels ist der Haarausfall moderater, aber dennoch vorhanden.
Ist der Hovawart ein Kläffer?
In der Regel ist der Hovawart kein übermäßiger Kläffer. Er ist wachsam und wird anschlagen, wenn er etwas Ungewöhnliches bemerkt oder Fremde sich seinem Territorium nähern. Dies ist Teil seines natürlichen Wachinstinkts. Eine gute Erziehung kann jedoch dazu beitragen, unnötiges Bellen zu kontrollieren und ihm beizubringen, wann Bellen angebracht ist und wann nicht.