Kanarische Dogge
Die Kanarische Dogge, auch bekannt als Presa Canario, ist eine imposante und kraftvolle Hunderasse, die ursprünglich von den Kanarischen Inseln stammt. Mit ihrem beeindruckenden Erscheinungsbild und einem ausgeprägten Schutzinstinkt ist sie kein Hund für jedermann. Wenn du überlegst, diese majestätische Rasse in dein Leben aufzunehmen, solltest du dir ihrer spezifischen Bedürfnisse und Charakteristika bewusst sein. Dieser Ratgeber liefert dir alle wesentlichen Informationen, um zu verstehen, ob die Kanarische Dogge wirklich zu deinem Lebensstil und deiner Erfahrung passt. Sie ist ein treuer und loyaler Begleiter für jene, die wissen, wie man ihr einzigartiges Temperament richtig handhabt.
Herkunft & Geschichte
Die Kanarische Dogge, oder wie sie in ihrer Heimat genannt wird, der Presa Canario, blickt auf eine faszinierende Geschichte zurück, die tief in den Kanarischen Inseln verwurzelt ist. Man vermutet, dass ihre Vorfahren von den Eroberern mitgebrachte Molosser-Hunde waren, die sich mit den auf den Inseln heimischen Hunden paarten. Ursprünglich wurde dieser robuste Hund für die Viehhaltung, insbesondere das Treiben von Rindern, und als zuverlässiger Wachhund für Haus und Hof eingesetzt. Tragischerweise wurde er auch in Hundekämpfen missbraucht, was fast zu seinem Aussterben führte. Glücklicherweise setzten sich engagierte Züchter für den Erhalt der Rasse ein, und seit 2001 ist sie von der FCI als eigenständige Rasse anerkannt.
Aussehen
Die Kanarische Dogge ist eine wahrhaft majestätische Erscheinung, die auf den ersten Blick Respekt einflößt. Es handelt sich um einen großen und kräftigen Molosser mit einem robusten, muskulösen Körperbau. Rüden erreichen eine Schulterhöhe von 60 bis 66 cm und ein Gewicht von bis zu 65 kg, während Hündinnen mit 56 bis 62 cm und bis zu 55 kg etwas kleiner und leichter sind.
Charakteristische Merkmale
- Kopf: Der Kopf ist massiv, breit und brachycephal, mit einem kräftigen Kiefer.
- Fell: Das Fell ist kurz, glatt und ohne Unterwolle, was es relativ pflegeleicht macht.
- Farben: Die typischen Fellfarben reichen von verschiedenen Brindle-Tönen (gestromt) über Falb bis hin zu Sandfarben. Weiße Abzeichen sind erlaubt, sollten aber nicht dominant sein. Eine schwarze Maske ist erwünscht.
- Ohren: Oft werden die Ohren kupiert, wo dies erlaubt ist, um dem Hund ein noch imposanteres Aussehen zu verleihen. Natürliche Ohren sind mittelgroß und hängend.
Wesen, Temperament & Familienhund-Qualitäten
Das Wesen der Kanarischen Dogge ist komplex und erfordert einen erfahrenen Halter. Sie ist von Natur aus ein ausgezeichneter Wach- und Schutzhund. Innerhalb ihrer Familie zeigt sie sich extrem loyal, anhänglich und verschmust. Ihre Bindung zu ihren Bezugspersonen ist sehr stark. Gegenüber Fremden ist sie jedoch meist misstrauisch und reserviert.
Familienhund-Qualitäten
Als Familienhund kann die Kanarische Dogge gut funktionieren, wenn sie von klein auf richtig sozialisiert wird und du eine konsequente Führung bietest. Sie ist geduldig mit Kindern, die den Umgang mit Hunden gelernt haben, und schätzt die Nähe zu ihrer Familie. Wichtig ist aber:
- Sie braucht eine klare Rangordnung.
- Sie ist kein Spielgefährte für kleine Kinder ohne Aufsicht.
- Ihr Schutztrieb ist immer präsent und muss kontrollierbar sein.
Ein unausgelasteter oder schlecht erzogener Presa Canario kann zu einem Problem werden.
Erziehung
Die Erziehung einer Kanarischen Dogge ist eine der wichtigsten und anspruchsvollsten Aufgaben. Aufgrund ihrer Größe, Kraft und ihres starken Willens ist Konsequenz das A und O. Du musst von Anfang an eine klare und unmissverständliche Führungsrolle übernehmen.
Grundpfeiler der Erziehung
- Frühzeitige Sozialisierung: Beginne so früh wie möglich, deinen Welpen an verschiedene Menschen, Tiere und Umgebungen zu gewöhnen. Besuche Welpenspielgruppen und Hundeschulen.
- Konsequenz: Setze Regeln auf und halte diese immer ein. Einmal erlaubtes Verhalten ist schwer wieder abzutrainieren.
- Positive Verstärkung: Arbeite mit Lob, Leckerlis und Spiel, um gewünschtes Verhalten zu fördern. Gewalt oder übermäßige Härte sind kontraproduktiv und können das Vertrauen zerstören.
- Gehorsam: Grundlegende Kommandos wie "Sitz", "Platz", "Bleib" und ein zuverlässiger Rückruf sind absolut essenziell, besonders bei einem so kräftigen Hund.
- Mentale Auslastung: Neben körperlicher Bewegung braucht die Kanarische Dogge auch geistige Beschäftigung, um ausgeglichen zu sein.
Ein gut erzogener Presa Canario ist ein Traum, ein schlecht erzogener eine große Herausforderung.
Haltung
Die Haltung einer Kanarischen Dogge erfordert viel Platz, Zeit und vor allem Erfahrung. Sie ist definitiv kein Hund für Anfänger. Ein Leben in einer kleinen Stadtwohnung ist für diese Rasse nicht ideal.
Optimales Umfeld
- Ausreichend Platz: Ein Haus mit einem sicher eingezäunten Garten ist ideal. Achte darauf, dass der Zaun stabil und hoch genug ist, um Ausbrüche zu verhindern.
- Bewegung: Trotz ihres robusten Körperbaus benötigt die Kanarische Dogge täglich ausgedehnte Spaziergänge und die Möglichkeit, sich frei zu bewegen. Denk an lange Wanderungen oder ausgiebige Spielstunden.
- Mentale Stimulation: Neben körperlicher Aktivität ist auch geistige Auslastung wichtig, zum Beispiel durch Suchspiele oder Gehorsamkeitsübungen.
- Gesellschaft: Sie braucht den engen Kontakt zu ihrer Familie und sollte nicht über lange Zeiträume alleine gelassen werden.
- Klima: Aufgrund ihres kurzen Fells sind sie empfindlich gegenüber extremen Temperaturen, sowohl Kälte als auch starke Hitze.
Bedenke auch, dass die Rasse in einigen Bundesländern oder Ländern auf der Liste der Listenhunde stehen kann, was zusätzliche Auflagen mit sich bringt. Informiere dich unbedingt vorab.
Pflege
Die Pflege einer Kanarischen Dogge ist, abgesehen von der Erziehung, relativ unkompliziert. Ihr kurzes, glattes Fell ist pflegeleicht und benötigt nicht viel Aufwand.
Regelmäßige Pflegeroutinen
- Fellpflege: Ein- bis zweimal pro Woche bürsten reicht aus, um lose Haare zu entfernen und die Durchblutung der Haut anzuregen. Während des Fellwechsels kann häufigeres Bürsten sinnvoll sein.
- Zahnpflege: Regelmäßiges Zähneputzen oder das Anbieten von speziellen Kauspielzeugen hilft, Zahnstein vorzubeugen und die Mundhygiene zu erhalten.
- Ohrenpflege: Überprüfe die Ohren regelmäßig auf Schmutz, Rötungen oder Anzeichen von Infektionen und reinige sie bei Bedarf vorsichtig mit einem feuchten Tuch oder speziellen Ohrreinigern.
- Krallenpflege: Achte darauf, dass die Krallen nicht zu lang werden. Bei Bedarf müssen sie geschnitten werden, entweder von dir selbst (wenn du geübt bist) oder von einem Tierarzt/Hundepfleger.
- Augenpflege: Kontrolliere die Augen auf Ausfluss oder Reizungen und wische sie bei Bedarf sanft sauber.
Eine gute Pflege trägt nicht nur zur Hygiene, sondern auch zum allgemeinen Wohlbefinden deines Hundes bei.
Gesundheit & Lebenserwartung
Wie viele große Hunderassen hat auch die Kanarische Dogge bestimmte rassetypische Gesundheitsprobleme, auf die du achten solltest. Die Lebenserwartung dieser Rasse liegt in der Regel bei 9 bis 11 Jahren.
Typische Gesundheitsprobleme
- Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellbogendysplasie (ED): Diese Gelenkerkrankungen sind bei größeren Rassen weit verbreitet. Achte beim Kauf auf entsprechende Gesundheitszeugnisse der Elterntiere.
- Osteochondrose (OCD): Eine Störung der Knorpel- und Knochenentwicklung, die Lahmheit verursachen kann.
- Herzerkrankungen: Wie Dilatative Kardiomyopathie (DCM) können auftreten. Regelmäßige tierärztliche Kontrollen sind wichtig.
- Magen-Darm-Probleme: Besonders Magendrehungen sind bei großen, tiefbrüstigen Hunden ein Notfall und lebensbedrohlich. Füttere mehrere kleinere Mahlzeiten am Tag und vermeide übermäßige Aktivität nach dem Fressen.
- Allergien und Hautprobleme: Können ebenfalls vorkommen.
Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und regelmäßige tierärztliche Untersuchungen sind entscheidend, um die Gesundheit deiner Kanarischen Dogge zu fördern.
Worauf du vor dem Kauf achten solltest
Der Kauf einer Kanarischen Dogge ist eine ernsthafte Entscheidung, die gut durchdacht sein muss. Es ist entscheidend, dass du dich gründlich informierst und verantwortungsvoll handelst.
Wichtige Überlegungen
- Seriöser Züchter: Suche ausschließlich einen anerkannten und vertrauenswürdigen Züchter, der Mitglied in einem Rassezuchtverein ist. Ein guter Züchter legt Wert auf die Gesundheit und das Wesen seiner Tiere.
- Gesundheitszeugnisse: Lass dir die Gesundheitszeugnisse der Elterntiere zeigen, insbesondere in Bezug auf HD, ED und Herzuntersuchungen.
- Besuch vor Ort: Besuche den Züchter und lerne die Elterntiere und die Aufzuchtsbedingungen kennen. Die Welpen sollten in einem sauberen, liebevollen Umfeld aufwachsen.
- Charakter der Elterntiere: Achte auf das Wesen der Elterntiere. Sie sollten ausgeglichen und sozialisiert sein.
- Vertrag und Papiere: Ein Kaufvertrag und offizielle Papiere (Ahnentafel) sind unerlässlich.
- Vorbereitung: Bist du bereit für die Verantwortung, Zeit, Kosten und die spezifischen Anforderungen dieser Rasse? Sei ehrlich zu dir selbst.
- Listenhund-Regelungen: Informiere dich über die spezifischen Listenhund-Regelungen in deinem Wohnort.
Ein verantwortungsbewusster Züchter wird dir viele Fragen stellen und auch selbst bereitwillig Auskunft geben.
Fragen und Antworten
Hier findest du Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Kanarischen Dogge:
- Ist die Kanarische Dogge ein Listenhund?
Ja, in einigen deutschen Bundesländern und anderen Ländern gilt die Kanarische Dogge als Listenhund (Kategorie 1 oder 2). Das bedeutet, dass die Haltung an bestimmte Auflagen wie Wesenstests, Sachkundenachweise oder Maulkorb- und Leinenpflicht gebunden sein kann. Informiere dich unbedingt vorab bei deiner Gemeinde oder den zuständigen Behörden. - Kann ein Presa Canario mit anderen Haustieren leben?
Mit der richtigen und frühen Sozialisierung kann ein Presa Canario lernen, mit anderen Haustieren im selben Haushalt zu leben. Er erfordert jedoch eine konsequente Führung und sollte nie unbeaufsichtigt mit kleineren Tieren gelassen werden, da sein Jagd- und Schutztrieb stark ausgeprägt sein kann. - Wie viel Auslauf braucht eine Kanarische Dogge?
Die Kanarische Dogge benötigt täglich ausreichend Bewegung. Rechne mit mindestens 1,5 bis 2 Stunden aktivem Spaziergang am Tag, idealerweise aufgeteilt in mehrere Einheiten. Zusätzlich schätzt sie die Möglichkeit, sich in einem sicher eingezäunten Garten frei bewegen zu können. Auch mentale Auslastung ist wichtig. - Ist die Rasse für Familien mit Kindern geeignet?
Ja, unter bestimmten Voraussetzungen. Sie kann ein liebevoller und geduldiger Familienhund sein, wenn sie von klein auf gut sozialisiert wurde und die Kinder gelernt haben, respektvoll mit Hunden umzugehen. Wegen ihrer Größe und ihres Schutztriebs ist jedoch immer eine Aufsicht erforderlich, besonders bei kleineren Kindern. Du als Halter musst die volle Kontrolle über den Hund haben.