Mastiff
Der Mastiff, oft auch als "Old English Mastiff" bekannt, ist eine der ältesten und beeindruckendsten Hunderassen der Welt. Mit seiner imposanten Größe, muskulösen Statur und seinem majestätischen Auftreten zieht er alle Blicke auf sich. Doch hinter dieser gewaltigen Erscheinung verbirgt sich ein sanfter Riese mit einem ruhigen und anhänglichen Wesen. Er ist ein treuer Begleiter, der für seine Familie durchs Feuer gehen würde, aber gleichzeitig eine bemerkenswerte Gelassenheit ausstrahlt. Wenn du einen Hund suchst, der sowohl Beschützer als auch liebevolles Familienmitglied ist, könnte der Mastiff genau die richtige Wahl für dich sein – vorausgesetzt, du bist bereit, seinen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Herkunft & Geschichte
Die Geschichte des Mastiffs reicht Tausende von Jahren zurück. Seine Vorfahren, die sogenannten Molosser, waren bereits in der Antike bekannte Kriegshunde und Wächter. Man nimmt an, dass phönizische Händler diese mächtigen Hunde um 600 v. Chr. nach Großbritannien brachten. Die Römer waren von ihrer Stärke so beeindruckt, dass sie sie für Arenakämpfe nach Rom exportierten. Im Mittelalter wurden Mastiffs hauptsächlich als Schutzhunde für Adelige und zur Jagd auf Großwild eingesetzt. Die Rasse überlebte Kriege und Epidemien und wurde im 19. Jahrhundert in England als eigenständige Rasse etabliert. Trotz seiner kriegerischen Vergangenheit hat sich der moderne Mastiff zu dem sanften Riesen entwickelt, den wir heute kennen.
Aussehen
Der Mastiff ist eine der größten Hunderassen überhaupt und beeindruckt durch seine massive Statur und seine muskulöse Erscheinung. Rüden erreichen eine Schulterhöhe von mindestens 76 cm und können über 100 kg wiegen, Hündinnen sind entsprechend kleiner und leichter. Sein Kopf ist breit und massiv, mit einer deutlichen Stirnfurche und einer dunklen Maske, die sich um Augen und Schnauze zieht.
Typische Merkmale:
- Kopf: Groß, breit, mit faltiger Stirn und dunkler Maske.
- Augen: Klein, dunkel, weit auseinanderliegend, mit einem sanften, wachsamen Ausdruck.
- Ohren: Klein, v-förmig, hoch angesetzt und hängend.
- Körperbau: Kräftig, muskulös, mit breiter Brust und starkem Rücken.
- Fell: Kurz und glatt, leicht zu pflegen.
- Farben: Typischerweise Apricot, Fawn (rehfarben) oder Brindle (gestromt), immer mit einer dunklen Maske.
Wesen, Temperament & Familienhund-Qualitäten
Trotz seiner imposanten Größe ist der Mastiff bekannt für sein ruhiges, ausgeglichenes und sanftes Wesen. Er ist ein äußerst loyaler und anhänglicher Hund, der eine tiefe Bindung zu seiner Familie aufbaut. Er gilt als besonders geduldig und liebevoll im Umgang mit Kindern, was ihn zu einem hervorragenden Familienhund macht, vorausgesetzt, die Kinder lernen den respektvollen Umgang mit einem so großen Tier. Fremden gegenüber ist er oft reserviert, aber niemals grundlos aggressiv. Sein Beschützerinstinkt ist stark ausgeprägt, aber er wird diesen nur im Ernstfall und nach sorgfältiger Abwägung einsetzen. Er ist kein Kläffer und bevorzugt es, Situationen mit Würde zu beobachten.
Familienfreundlichkeit:
- Geduldig mit Kindern: Unter Aufsicht und bei richtiger Sozialisierung ist er ein wunderbarer Spielgefährte.
- Loyal & anhänglich: Er liebt die Gesellschaft seiner Familie und leidet unter Einsamkeit.
- Sanfter Riese: Trotz seiner Stärke ist er im Haus oft überraschend vorsichtig.
Erziehung
Die Erziehung eines Mastiffs erfordert Konsequenz, Geduld und positive Verstärkung. Aufgrund seiner schieren Größe ist es unerlässlich, dass er von klein auf die grundlegenden Befehle wie "Sitz", "Platz" und "Bleib" beherrscht und gut an der Leine geht. Eine frühe Sozialisierung ist entscheidend, um ihn an verschiedene Menschen, Orte und Situationen zu gewöhnen und sein ruhiges Wesen zu fördern. Mastiffs sind intelligent, aber sensibel, daher solltest du niemals mit Härte oder Zwang arbeiten. Stattdessen reagieren sie am besten auf Lob, Leckerlis und eine liebevolle, aber bestimmte Führung. Der Besuch einer Welpen- und Hundeschule ist dringend zu empfehlen, um das Fundament für ein harmonisches Zusammenleben zu legen.
Haltung
Aufgrund seiner Größe und seines Platzbedarfs ist der Mastiff nicht für eine kleine Stadtwohnung geeignet. Er benötigt ein Haus mit einem sicher eingezäunten Garten, wo er sich frei bewegen kann. Trotz seiner Größe ist er kein extremer Sportler; moderate, regelmäßige Spaziergänge reichen ihm völlig aus. Lange, anstrengende Läufe oder Hundesportarten sind aufgrund seiner Gelenkbelastung nicht ideal, besonders nicht im Wachstum. Viel wichtiger als ausgiebige Bewegung ist für den Mastiff die enge Bindung an seine Familie. Er möchte am Familienleben teilhaben und nicht stundenlang alleine gelassen werden. Ein Mastiff ist am glücklichsten, wenn er in der Nähe seiner Menschen ist, selbst wenn er nur dösend zu deinen Füßen liegt.
Pflege
Die Pflege des Mastiffs ist im Großen und Ganzen unkompliziert. Sein kurzes, dichtes Fell muss nur ein- bis zweimal pro Woche gebürstet werden, um lose Haare zu entfernen und die Haut zu massieren. Während des Fellwechsels kann dies häufiger notwendig sein. Was du jedoch beachten solltest, ist die Sabberneigung vieler Mastiffs. Es ist ratsam, immer ein Tuch parat zu haben. Regelmäßige Kontrollen der Ohren auf Sauberkeit und der Krallen auf die richtige Länge sind ebenfalls wichtig. Auch die Zahnpflege sollte nicht vernachlässigt werden, um Zahnstein vorzubeugen. Achte besonders auf die Hautfalten im Gesicht, da sich dort Schmutz und Feuchtigkeit ansammeln können, was zu Reizungen führen kann.
Gesundheit & Lebenserwartung
Wie viele große Hunderassen hat auch der Mastiff eine vergleichsweise kurze Lebenserwartung von etwa 6 bis 10 Jahren. Er ist anfällig für bestimmte rassetypische Gesundheitsprobleme. Zu den häufigsten gehören:
- Hüft- und Ellbogendysplasie: Gelenkerkrankungen, die zu Schmerzen und Lahmheit führen können. Seriöse Züchter lassen ihre Zuchttiere darauf testen.
- Magendrehung: Ein lebensbedrohlicher Notfall, der bei großen, tiefbrüstigen Hunden auftreten kann.
- Herzerkrankungen: Wie Dilatative Kardiomyopathie.
- Augenerkrankungen: Ektropium (Auswärtsrollen des Augenlids) oder Entropium (Einwärtsrollen des Augenlids).
- Knochenkrebs (Osteosarkom): Eine leider bei großen Rassen verbreitete Krebsart.
Regelmäßige Tierarztbesuche, eine ausgewogene Ernährung und ein angemessenes Bewegungspensum sind entscheidend, um deinen Mastiff gesund zu halten.
Worauf du vor dem Kauf achten solltest
Die Anschaffung eines Mastiffs ist eine große Entscheidung, die gut überlegt sein will. Bevor du einen Mastiff kaufst, solltest du unbedingt auf folgende Punkte achten:
- Seriöser Züchter: Wähle einen Züchter, der Mitglied in einem anerkannten Rassezuchtverein ist. Er sollte dir alle Gesundheitszeugnisse der Elterntiere vorlegen können (insbesondere HD/ED-Untersuchungen).
- Gesundheit der Welpen: Die Welpen sollten einen aufgeweckten Eindruck machen, saubere Augen und Ohren haben und in einem gepflegten Umfeld aufwachsen.
- Elterntiere kennenlernen: Lass dir die Elterntiere zeigen, um einen Eindruck von deren Temperament und Gesundheitszustand zu bekommen.
- Vertrag & Papiere: Ein Kaufvertrag und die Ahnentafel des Welpen sind selbstverständlich.
- Kein Mitleidskauf: Kaufe niemals aus Mitleid von unseriösen Anbietern oder aus dem Kofferraum, auch wenn der Preis verlockend ist. Dies fördert nur das Leid der Tiere.
- Platz & Zeit: Überlege dir gut, ob du genügend Platz, Zeit und finanzielle Mittel für einen so großen Hund hast.
Fragen und Antworten
- Bist du ein Anfängerhund?
Nein, der Mastiff ist aufgrund seiner Größe und seines starken Charakters kein idealer Anfängerhund. Er benötigt eine konsequente und souveräne Führung, die ein unerfahrener Halter möglicherweise nicht bieten kann. Erfahrungen mit großen Hunden sind definitiv von Vorteil.
- Wie viel Bewegung brauche ich?
Du brauchst moderate, regelmäßige Bewegung. Ein bis zwei längere Spaziergänge am Tag, ergänzt durch kleinere Runden im Garten, sind ausreichend. Intensive sportliche Aktivitäten sind nicht empfehlenswert, um die Gelenke zu schonen.
- Sabberst du viel?
Ja, viele Mastiffs sabbern mehr als andere Rassen, besonders nach dem Trinken, Fressen oder bei Aufregung. Ein Sabbertuch in deiner Nähe ist oft eine gute Idee.
- Kannst du in einer Wohnung leben?
Nein, aufgrund deiner Größe und deines Platzbedarfs bist du nicht für eine kleine Wohnung geeignet. Ein Haus mit einem sicher eingezäunten Garten ist für dein Wohlbefinden unerlässlich.
- Wie verträgst du dich mit Kindern und anderen Haustieren?
Mit Kindern verträgst du dich in der Regel sehr gut, da du geduldig und sanft bist – vorausgesetzt, Kinder lernen den respektvollen Umgang. Die Vergesellschaftung mit anderen Haustieren funktioniert am besten, wenn du von klein auf an sie gewöhnt wirst.
- Wie hoch sind die Kosten für dich?
Die Anschaffungskosten für einen Mastiff-Welpen von einem seriösen Züchter liegen zwischen 1.500 und 2.500 Euro. Hinzu kommen hohe laufende Kosten für Futter, Tierarzt, Versicherungen und Zubehör, die aufgrund deiner Größe deutlich über denen kleinerer Rassen liegen.