Mastino Napoletano
Der Mastino Napoletano ist eine beeindruckende und majestätische Hunderasse, die mit ihrer imposanten Erscheinung und ihrem ernsten Blick sofort ins Auge fällt. Dieser riesige Molosserhund, oft auch einfach als Neapolitanischer Mastiff bezeichnet, verkörpert Stärke und Würde. Ursprünglich als furchtloser Wachhund gezüchtet, besticht er heute viele durch sein ruhiges und loyales Wesen. Doch hinter der massigen Fassade verbirgt sich ein sensibler Charakter, der eine konsequente und liebevolle Führung benötigt. Bevor du dich für einen Mastino entscheidest, solltest du dir seiner besonderen Anforderungen bewusst sein.
Herkunft & Geschichte
Die Wurzeln des Mastino Napoletano reichen weit zurück in die Antike. Er gilt als direkter Nachfahre der großen Molosserhunde, die schon von den Römern als Kriegshunde, Gladiatoren und Wachhunde eingesetzt wurden. Man nimmt an, dass diese imposanten Hunde in der Region um Neapel über Jahrhunderte hinweg in relativer Isolation weitergezüchtet wurden, wobei stets Wert auf ihre Fähigkeiten als furchtlose Beschützer von Haus und Hof gelegt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Rasse quasi "wiederentdeckt" und in den 1940er Jahren durch Piero Scanziani, der den ersten Rassestandard festlegte, gezielt neu aufgebaut. So wurde der Mastino Napoletano als eigenständige Rasse etabliert und fand seinen Weg in die internationale Hundewelt, stets als Symbol für Kraft und Treue.
Aussehen
Der Mastino Napoletano ist eine wahre Erscheinung, geprägt von massiger Statur und einer beeindruckenden Muskulatur. Rüden erreichen eine Schulterhöhe von 65 bis 75 cm und ein Gewicht von bis zu 70 kg oder mehr, Hündinnen sind entsprechend etwas kleiner und leichter. Charakteristisch sind die reichlich vorhandene, lose Haut, die besonders am Kopf, Hals und Körper markante Falten bildet. Der Kopf ist groß und breit, mit einer kurzen, kräftigen Schnauze und oft tief liegenden Augen. Ein weiteres typisches Merkmal ist die ausgeprägte Wamme am Hals.
Fellfarben und Merkmale
Das kurze, dichte Fell ist in verschiedenen Farben zugelassen, darunter:
- Grau (oft blaugrau)
- Schwarz
- Braun (mahagonifarben)
- Falbfarben (isabellfarben)
- Gestromt (Brindle) in den genannten Farben
Kleine weiße Abzeichen an Brust und Zehenspitzen sind erlaubt. Insgesamt strahlt der Mastino eine urwüchsige Kraft und eine fast schon archaische Schönheit aus.
Wesen, Temperament & Familienhund-Qualitäten
Das Wesen des Mastino Napoletano ist überraschend ruhig und gelassen. Trotz seiner imposanten Erscheinung ist er im Haus oft ein stiller Beobachter, der seine Familie mit tiefster Loyalität liebt. Sein Beschützerinstinkt ist jedoch stark ausgeprägt und er verteidigt sein Rudel und Territorium furchtlos. Fremden gegenüber zeigt er sich meist misstrauisch und reserviert, niemals aggressiv ohne Grund, aber stets wachsam. Innerhalb seiner Familie ist er in der Regel sanftmütig, geduldig und äußerst anhänglich, sogar zu Kindern, wenn er richtig sozialisiert und erzogen wurde. Er ist kein Hund, der zur Unterwürfigkeit neigt, sondern ein Partner, der Respekt und Verständnis erwartet. Für unerfahrene Hundehalter ist der Mastino aufgrund seiner Stärke und seines Charakters definitiv nicht geeignet.
Erziehung
Die Erziehung eines Mastino Napoletano erfordert Geduld, Konsequenz und vor allem Erfahrung. Bereits im Welpenalter ist eine umfassende Sozialisierung unerlässlich, um ihn an verschiedene Menschen, Tiere und Umgebungen zu gewöhnen. Er muss lernen, wer Freund und wer Fremder ist, und dass nicht jede neue Situation eine Bedrohung darstellt. Mit sanfter Konsequenz und positiver Verstärkung erreichst du bei dieser sensiblen Rasse am meisten. Harte Methoden oder gar Gewalt sind absolut kontraproduktiv und können das Vertrauen zerstören oder Aggressionen hervorrufen. Der Mastino ist ein intelligenter Hund, der schnell lernt, aber er braucht einen Halter, der seine Führungspersönlichkeit klar und ruhig kommuniziert. Eine frühe Teilnahme an Welpen- und Junghundekursen mit professioneller Anleitung ist sehr empfehlenswert.
Haltung
Aufgrund seiner Größe und seines Schutzbedürfnisses ist der Mastino Napoletano kein Hund für die Etagenwohnung. Er benötigt ausreichend Platz, idealerweise ein Haus mit einem großen, sicher eingezäunten Garten, den er bewachen kann. Eine extrem hohe Zaunhöhe ist dabei weniger wichtig als eine solide und undurchdringliche Absperrung, da er nicht zum Klettern, sondern eher zum Untergraben neigt. Obwohl er massig ist, ist er kein extremer Bewegungstyp. Lange Spaziergänge in moderatem Tempo reichen völlig aus; er ist kein Jogging- oder Agility-Partner. Achte im Sommer darauf, dass er sich an einem kühlen Ort aufhalten kann, da er mit seiner dicken Haut und dem kurzen Fell hitzeempfindlich ist. Er ist am liebsten in der Nähe seiner Menschen und sollte nicht über längere Zeiträume isoliert gehalten werden.
Pflege
Die Pflege des Mastino Napoletano ist, entgegen mancher Annahme, nicht übermäßig aufwendig, erfordert aber Regelmäßigkeit, insbesondere bei den Hautfalten. Das kurze Fell ist pflegeleicht und muss nur gelegentlich gebürstet werden, um lose Haare zu entfernen. Der Fokus liegt eindeutig auf der Hautpflege:
- Hautfalten: Die tiefen Falten im Gesicht und am Körper müssen regelmäßig (mindestens wöchentlich) gereinigt und trocken gehalten werden, um Entzündungen und Pilzbefall vorzubeugen. Verwende dafür ein feuchtes Tuch und trockne die Stellen danach sorgfältig ab.
- Augen und Ohren: Überprüfe Augen und Ohren regelmäßig auf Sauberkeit und Anzeichen von Reizungen oder Infektionen.
- Zähne: Regelmäßiges Zähneputzen oder entsprechende Kauartikel helfen, Zahnstein vorzubeugen.
- Krallen: Da sich die Krallen oft nicht ausreichend abnutzen, müssen sie bei Bedarf gekürzt werden.
Ein Mastino sabbert zudem rassetypisch, was bei der Entscheidung für diese Rasse berücksichtigt werden sollte.
Gesundheit & Lebenserwartung
Wie viele große und schwergewichtige Rassen neigt auch der Mastino Napoletano zu bestimmten gesundheitlichen Problemen. Eine verantwortungsvolle Zucht und sorgfältige Elterntierauswahl können das Risiko minimieren. Typische Erkrankungen umfassen:
- Gelenkerkrankungen: Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellbogendysplasie (ED) sind weit verbreitet.
- Augenerkrankungen: Ektropium (Auswärtsrollen des Augenlids) und Entropium (Einwärtsrollen des Augenlids) kommen vor und können chirurgisch korrigiert werden.
- Herzerkrankungen: Dilatative Kardiomyopathie (DCM) kann auftreten.
- Magendrehung: Bei großen Rassen immer ein Notfall. Vorbeugung durch mehrere kleine Mahlzeiten und Ruhe nach dem Fressen ist wichtig.
Die Lebenserwartung des Mastino Napoletano ist rassetypisch für einen Riesenhund und liegt bei durchschnittlich 8 bis 10 Jahren. Regelmäßige tierärztliche Kontrollen und eine ausgewogene Ernährung tragen maßgeblich zur Gesunderhaltung bei.
Worauf du vor dem Kauf achten solltest
Die Anschaffung eines Mastino Napoletano ist eine große Entscheidung, die gut überlegt sein will. Du solltest unbedingt auf folgende Punkte achten:
- Seriöser Züchter: Wähle einen Züchter, der einem anerkannten Zuchtverband angehört, transparente Informationen über die Elterntiere gibt und dir die Zuchtstätte sowie die Welpen in Ruhe zeigt.
- Gesundheitsnachweise: Lass dir die Gesundheitszeugnisse der Elterntiere (insbesondere HD/ED-Untersuchungen, Augenuntersuchungen) zeigen. Ein verantwortungsvoller Züchter legt Wert auf gesunde Linien.
- Charakter der Elterntiere: Beobachte das Wesen der Elterntiere. Sie sollten ausgeglichen, freundlich und nicht übermäßig scheu oder aggressiv sein.
- Frühzeitige Sozialisierung: Achte darauf, dass die Welpen bereits in den ersten Lebenswochen gut sozialisiert wurden und einen gesunden, neugierigen Eindruck machen.
- Deine eigene Erfahrung: Sei ehrlich zu dir selbst. Hast du die nötige Erfahrung, Zeit, Platz und finanzielle Mittel für diesen besonderen Hund? Ein Mastino ist eine Lebensaufgabe und kein Statussymbol.
Ein Mastino-Welpe sollte frühestens mit 8 Wochen abgegeben werden und geimpft, gechippt und entwurmt sein.
Fragen und Antworten
Hier findest du Antworten auf einige häufig gestellte Fragen zum Mastino Napoletano:
- Ist der Mastino Napoletano ein Familienhund?
Ja, unter den richtigen Voraussetzungen. Er ist seiner Familie gegenüber sehr loyal und liebevoll, auch zu Kindern. Wichtig sind jedoch eine frühzeitige Sozialisierung, konsequente Erziehung und die Akzeptanz seines Beschützerinstinkts. Er braucht eine klare Führung und darf nicht als Spielzeug missverstanden werden. - Wie viel Bewegung braucht ein Mastino?
Entgegen seiner Größe benötigt der Mastino keine übermäßige Bewegung. Tägliche, moderate Spaziergänge reichen aus, um ihn körperlich und geistig auszulasten. Er ist kein Hund für Hochleistungssport, genießt aber ausgedehnte Erkundungen im eigenen Garten oder entspannte Wanderungen. - Sabbert ein Mastino viel?
Ja, Sabbern gehört rassetypisch zum Mastino Napoletano dazu. Die losen Lefzen und die Hautfalten begünstigen dies. Es ist nichts Ungewöhnliches und sollte bei der Entscheidung für diese Rasse einkalkuliert werden. - Ist der Mastino aggressiv?
Ein gut erzogener und sozialisierter Mastino ist nicht aggressiv. Er ist von Natur aus wachsam und hat einen starken Schutzinstinkt, was ihn Fremden gegenüber reserviert erscheinen lässt. Aggressives Verhalten ist meist auf mangelnde Sozialisierung, schlechte Erziehung oder Angst zurückzuführen. - Kann ein Mastino in einer Wohnung gehalten werden?
Aufgrund seiner Größe und seines Platzbedarfs ist eine Wohnungshaltung nicht ideal. Ein Haus mit einem sicher eingezäunten Garten ist für das Wohlbefinden des Mastino Napoletano deutlich besser geeignet.