Otterhound
Der Otterhound ist eine beeindruckende und seltene Hunderasse, die ursprünglich für die Otterjagd in Großbritannien gezüchtet wurde. Wenn du einen Hund suchst, der sowohl kraftvoll als auch sanftmütig ist, eine tiefe Bindung zu seiner Familie aufbaut und eine ausgesprochene Liebe zum Wasser hegt, könnte dieser charmante Riese genau das Richtige für dich sein. Mit seinem unverwechselbaren rauen Fell und den langen, behaarten Ohren ist er nicht nur optisch ein Hingucker, sondern auch charakterlich ein echter Schatz. Er ist bekannt für sein fröhliches Gemüt und seinen unerschütterlichen Spürsinn.
Herkunft & Geschichte
Die Wurzeln des Otterhounds reichen tief in die Geschichte Englands zurück, bis ins Mittelalter. Seine Entwicklung ist eng mit der Notwendigkeit verbunden, die Fischbestände vor Ottern zu schützen, die damals als Schädlinge galten. Man vermutet, dass er aus Kreuzungen verschiedener französischer Laufhunde wie dem Grand Griffon Vendéen mit lokalen englischen Laufhunden und möglicherweise dem Bloodhound entstand. Ziel war ein robuster, ausdauernder Hund, der dem Otter auch im Wasser folgen konnte. Im 19. Jahrhundert war die Rasse sehr populär, doch mit dem Verbot der Otterjagd in den 1970er Jahren sank die Population drastisch. Heute gilt der Otterhound als eine der gefährdetsten Rassen weltweit.
Aussehen
Der Otterhound ist ein großer, kräftiger und robuster Hund, der für seine Arbeit im Wasser prädestiniert ist. Sein auffälligstes Merkmal ist das doppelte, raue, zottelige Fell, das fettig und wasserabweisend ist und ihn hervorragend vor Kälte schützt. Es kann in vielen Farben vorkommen, oft in Lohfarben mit Schwarz oder Grau, aber auch Weizenfarben oder Blau mit Loh sind möglich. Ein weiteres charakteristisches Merkmal sind seine langen, tief angesetzten und reich behaarten Ohren, die wie "Vorhänge" herabhängen und beim Schwimmen zusätzlich Schutz bieten. Er besitzt einen großen Kopf mit einer ausgeprägten Nase, die ihm seinen hervorragenden Geruchssinn verleiht. Seine Füße sind groß und mit Schwimmhäuten versehen, was ihn zu einem exzellenten Schwimmer macht.
Wesen, Temperament & Familienhund-Qualitäten
Im Herzen ist der Otterhound ein freundlicher, fröhlicher und oft auch etwas tollpatschiger Hund. Er zeichnet sich durch ein ausgeglichenes und sanftmütiges Wesen aus, was ihn zu einem wunderbaren Familienmitglied macht. Er kommt in der Regel gut mit Kindern und anderen Haustieren zurecht, vorausgesetzt, er wurde frühzeitig sozialisiert. Trotz seiner Größe ist er im Haus oft ruhig und entspannt, wenn seine Bedürfnisse nach Bewegung und Beschäftigung erfüllt werden. Sein starker Jagdinstinkt und seine Unabhängigkeit sind jedoch nicht zu unterschätzen. Er ist intelligent, aber auch bekannt für eine gewisse Eigenständigkeit, die manchmal als Sturheit missverstanden werden kann. Er liebt es, Teil des Familiengeschehens zu sein und leidet unter Einsamkeit.
Erziehung
Die Erziehung eines Otterhounds erfordert Geduld, Konsequenz und ein gutes Verständnis für seine Laufhund-Natur. Da er ein unabhängiger Denker mit einem starken Spürsinn ist, kann er leicht abgelenkt werden und neigt dazu, seiner Nase zu folgen. Beginne mit der Erziehung so früh wie möglich. Positive Verstärkung mit Leckerlis und Lob wirkt bei ihm am besten. Vermeide Härte, da dies seine Sensibilität verletzen und zu Verweigerung führen kann.
Wichtige Punkte in der Erziehung:
- Frühzeitige Sozialisierung: Kontakt mit verschiedenen Menschen, Tieren und Umgebungen ist essenziell.
- Rückruftraining: Aufgrund seines Jagdinstinkts ist ein zuverlässiger Rückruf lebenswichtig, besonders in Gebieten mit Wild.
- Leinenführigkeit: Er ist kräftig, daher ist ein gutes Leinentraining unerlässlich.
- Mentale Auslastung: Suchspiele und Denkaufgaben fordern seinen Geist und beugen Langeweile vor.
Haltung
Ein Otterhound ist kein Hund für kleine Wohnungen oder ein Leben ohne Zugang zur Natur. Er benötigt viel Platz und ausreichend Bewegung, idealerweise in einem Haus mit sicher eingezäuntem Garten. Seine Liebe zum Wasser bedeutet, dass er jede Gelegenheit nutzen wird, um in Pfützen, Teichen oder Bächen zu baden. Du solltest ihm diese Möglichkeit regelmäßig bieten.
Was du beachten solltest:
- Bewegungsdrang: Tägliche, ausgedehnte Spaziergänge, Wanderungen oder Joggingrunden sind Pflicht.
- Sicherer Garten: Ein hoher, ausbruchsicherer Zaun ist notwendig, da er seiner Nase über weite Strecken folgen kann.
- Gesellschaft: Er ist ein Rudeltier und braucht viel menschlichen Kontakt. Eine Haltung im Zwinger ist absolut ungeeignet.
- Umgang mit Wasser: Biete ihm sichere Bademöglichkeiten an, da er Wasser liebt.
Pflege
Die Pflege des Otterhounds ist, trotz seines zotteligen Fells, überschaubar, aber konsequent durchzuführen. Sein einzigartiges, raues Fell ist darauf ausgelegt, ihn vor Wasser und Witterung zu schützen. Regelmäßiges Bürsten ist wichtig, um lose Haare und Schmutz zu entfernen und Verfilzungen vorzubeugen.
Pflege-Checkliste:
- Fellpflege: Ein- bis zweimal pro Woche gründlich bürsten. Gelegentliches Trimmen (Handstripping) ist notwendig, um das raue Deckhaar zu erhalten. Schere oder Maschine sollten vermieden werden.
- Ohrenpflege: Seine langen, behaarten Ohren müssen regelmäßig auf Sauberkeit, Rötungen und Parasiten überprüft werden, um Infektionen vorzubeugen.
- Augen- & Zahnpflege: Kontrolle auf Verschmutzungen und regelmäßiges Zähneputzen.
- Krallenpflege: Krallen regelmäßig kürzen.
- Geruch: Otterhounds können einen "Hundegeruch" entwickeln. Baden solltest du nur bei Bedarf, um die natürliche Schutzschicht des Fells nicht zu zerstören.
Gesundheit & Lebenserwartung
Obwohl der Otterhound im Allgemeinen eine robuste Rasse ist, gibt es einige gesundheitliche Probleme, auf die du achten solltest. Eine verantwortungsvolle Zucht trägt maßgeblich zur Gesundheit der Welpen bei. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Otterhounds liegt bei 10 bis 13 Jahren.
Typische Gesundheitsprobleme:
- Hüft- und Ellbogendysplasie (HD/ED): Wie bei vielen großen Rassen können Gelenkprobleme auftreten. Achte auf entsprechende Vorsorgeuntersuchungen der Elterntiere.
- Blähungen (Magendrehung): Eine ernsthafte und lebensbedrohliche Erkrankung, die besonders bei tiefbrüstigen Rassen vorkommt. Mehrere kleine Mahlzeiten am Tag und Ruhe nach dem Fressen können vorbeugen.
- Epilepsie: Gelegentlich kann diese neurologische Erkrankung in der Rasse vorkommen.
- Hypothyreose: Eine Unterfunktion der Schilddrüse ist ebenfalls möglich.
Regelmäßige tierärztliche Kontrollen und eine ausgewogene Ernährung sind entscheidend, um deinen Otterhound fit und gesund zu halten.
Worauf du vor dem Kauf achten solltest
Da der Otterhound eine seltene Rasse ist, ist es besonders wichtig, bei der Auswahl eines Welpen sorgfältig vorzugehen. Überlege dir genau, ob du den Bedürfnissen dieser speziellen Rasse gerecht werden kannst.
Deine Checkliste vor dem Kauf:
- Seriöser Züchter: Suche einen Züchter, der Mitglied in einem anerkannten Rasseclub ist und Gesundheitszeugnisse der Elterntiere (HD/ED-Freiheit) vorweisen kann. Sei misstrauisch bei zu günstigen Preisen oder Züchtern ohne entsprechende Nachweise.
- Elterntiere kennenlernen: Triff die Elterntiere, um einen Eindruck von ihrem Wesen und ihrer Gesundheit zu bekommen.
- Welpen beobachten: Achte auf einen aufgeweckten, neugierigen und gesunden Eindruck der Welpen. Sie sollten nicht ängstlich oder übermäßig scheu sein.
- Vertrag und Papiere: Ein Kaufvertrag und offizielle Papiere (Stammbaum) sind unerlässlich.
- Artgerechte Haltung: Vergewissere dich, dass der Züchter die Welpen und Elterntiere artgerecht hält.
- Deine Lebensumstände: Hast du genügend Platz, Zeit und die Bereitschaft, dich auf die Eigenheiten eines Otterhounds einzulassen?
Fragen und Antworten
Hier findest du Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um den Otterhound:
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Ist der Otterhound für Anfänger geeignet?
Aufgrund seines starken Jagdinstinkts und seiner gelegentlichen Eigenwilligkeit ist der Otterhound nicht unbedingt der ideale Anfängerhund. Er erfordert Konsequenz, Geduld und ein Verständnis für seine Natur als Laufhund. Mit der richtigen Anleitung und Engagement kann er jedoch auch für engagierte Anfänger geeignet sein.
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Wie viel Bewegung benötigt ein Otterhound?
Ein Otterhound benötigt täglich mehrere Stunden Bewegung. Dazu gehören ausgedehnte Spaziergänge, die Möglichkeit zu schwimmen und geistige Beschäftigung durch Such- oder Fährtenspiele. Er ist kein Couchpotato.
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Verträgt sich der Otterhound mit anderen Haustieren?
Mit der richtigen Sozialisierung im Welpenalter kommt der Otterhound in der Regel gut mit anderen Hunden und sogar Katzen zurecht, besonders wenn er mit ihnen aufwächst. Kleintiere wie Kaninchen oder Meerschweinchen könnten jedoch seinen Jagdinstinkt wecken.
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Haart der Otterhound stark?
Ja, der Otterhound haart moderat. Sein raues Fell verliert regelmäßig Haare, besonders während des Fellwechsels. Regelmäßiges Bürsten hilft, die Menge der herumfliegenden Haare zu reduzieren.
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Ist der Otterhound bellfreudig?
Als Laufhund kann der Otterhound dazu neigen, zu bellen oder zu heulen, besonders wenn er sich langweilt, einsam ist oder etwas Ungewöhnliches wittert. Eine gute Erziehung und ausreichende Auslastung können dies jedoch minimieren.