Rottweiler
Der Rottweiler ist eine der bekanntesten und oft missverstandenen Hunderassen weltweit. Ursprünglich als kräftiger Treibhund und Beschützer von Vieh und Besitz eingesetzt, hat er sich zu einem loyalen und selbstbewussten Begleiter entwickelt. Du begegnest hier einem Hund, der durch seine imposante Erscheinung und sein ausgeprägtes Schutzbedürfnis beeindruckt. Doch hinter der robusten Fassade verbirgt sich ein intelligenter, anhänglicher und durchaus sensibler Vierbeiner, der bei richtiger Erziehung und Sozialisierung ein wunderbarer Familienhund sein kann. Seine Stärke und sein Charakter erfordern jedoch einen erfahrenen und konsequenten Halter.
Herkunft & Geschichte
Die Wurzeln des Rottweilers reichen weit zurück bis in die Zeit der Römer. Man geht davon aus, dass seine Vorfahren römische Molosser waren, die die Legionen auf ihren Eroberungszügen begleiteten. Ihre Aufgabe war es, die Viehherden zu treiben, die als Nahrung dienten, und diese zu bewachen. Als die Römer um 74 n. Chr. in die Region um das heutige Rottweil (Deutschland) kamen, blieben einige dieser Hunde zurück. In Rottweil, einem bedeutenden Viehhandelszentrum, wurden sie zu unentbehrlichen Helfern der Metzger, die sie als Rottweiler Metzgerhunde bezeichneten. Sie trieben das Vieh zu den Märkten und schützten das Geld der Metzger vor Dieben, indem sie es in einem Lederbeutel um ihren Hals trugen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Rasse neu entdeckt und für Polizeizwecke eingesetzt, was ihre Vielseitigkeit unterstreicht.
Aussehen
Der Rottweiler ist ein mittelgroßer bis großer, kräftiger und robuster Hund, der Stärke, Ausdauer und eine gewisse Eleganz in seiner Erscheinung vereint. Sein markantestes Merkmal ist sein schwarz glänzendes Fell mit den klar abgegrenzten, rostbraunen Abzeichen, die sich an Fang, Brust, Läufen und über den Augen befinden. Dieser Farbmix verleiht ihm sein unverwechselbares Aussehen.
Körperbau
Du erkennst ihn an seinem muskulösen, kompakten Körperbau und dem breiten, kräftigen Kopf. Rüden erreichen eine Schulterhöhe von etwa 61 bis 68 cm und wiegen zwischen 50 und 60 kg. Hündinnen sind mit 56 bis 63 cm und 42 bis 50 kg etwas kleiner und leichter. Sein Gang ist kraftvoll und raumgreifend.
Fell
Das Fell des Rottweilers ist ein Stockhaar, bestehend aus Deckhaar und Unterwolle. Das Deckhaar ist mittellang, derb, dicht und glatt anliegend, während die Unterwolle an Hals und Oberschenkeln vorhanden sein sollte. Dieses doppelte Haarkleid schützt ihn gut vor Witterungseinflüssen.
Wesen, Temperament & Familienhund-Qualitäten
Der Rottweiler ist bekannt für sein selbstbewusstes, ausgeglichenes und unerschrockenes Wesen. Er ist ein Hund mit starkem Charakter und einem ausgeprägten Schutzinstinkt, der seine Familie und sein Territorium sehr ernst nimmt. Diese Eigenschaften machen ihn zu einem hervorragenden Wachhund.
Loyalität und Bindung
Seiner Familie gegenüber zeigt er sich äußerst loyal, anhänglich und verschmust. Er baut eine tiefe Bindung zu seinen Bezugspersonen auf und ist gerne in deren Nähe. Mit Kindern kann er bei richtiger Sozialisierung und Erziehung sehr geduldig und verspielt sein, solange er respektiert wird. Es ist jedoch wichtig, dass Kinder den Umgang mit Hunden lernen und Interaktionen immer beaufsichtigt werden.
Intelligenz und Arbeitsbereitschaft
Du triffst hier auf einen intelligenten und arbeitswilligen Hund, der eine Aufgabe braucht, um glücklich zu sein. Langeweile kann zu unerwünschtem Verhalten führen. Er ist kein Hund für jedermann, da sein starker Wille und sein Schutzinstinkt eine konsequente und sachkundige Führung erfordern. Fremden gegenüber ist er oft zurückhaltend und beobachtend, aber niemals grundlos aggressiv.
Erziehung
Die Erziehung eines Rottweilers ist der Schlüssel zu einem harmonischen Zusammenleben und erfordert Konsequenz, Geduld und Fachwissen. Beginne so früh wie möglich mit der Sozialisierung und dem Training, idealerweise bereits im Welpenalter.
Frühzeitige Sozialisierung
Es ist entscheidend, dass dein Rottweiler von klein auf positive Erfahrungen mit verschiedenen Menschen, Tieren und Umgebungen sammelt. Ein Besuch in einer guten Welpenschule und später einer Hundeschule ist unerlässlich. Dort lernt er nicht nur Grundkommandos, sondern auch den angemessenen Umgang mit Artgenossen.
Konsequenz und Positive Verstärkung
Der Rottweiler ist intelligent und lernt schnell, testet aber auch gerne Grenzen aus. Eine klare und unmissverständliche Führung ist daher unerlässlich. Setze auf positive Verstärkung statt auf Härte. Belohne erwünschtes Verhalten mit Leckerlis, Lob oder Spiel. Vermeide körperliche Strafen oder lautes Schreien, da dies das Vertrauen zerstören und zu unerwünschtem Verhalten führen kann. Die Erziehung sollte auf Vertrauen und Respekt basieren.
Haltung
Die Haltung eines Rottweilers erfordert bestimmte Rahmenbedingungen, damit er sich wohlfühlt und optimal entwickeln kann. Du solltest dir bewusst sein, dass dieser kräftige Hund Platz und eine Aufgabe benötigt.
Wohnraum und Bewegung
Ein Rottweiler ist kein typischer Wohnungshund, es sei denn, du kannst ihm ausreichend Auslauf und Beschäftigung bieten. Ein Haus mit eingezäuntem Garten ist ideal, da er dort zusätzlich Bewegung hat und sein Territorium bewachen kann. Tägliche, ausgedehnte Spaziergänge sind ein Muss. Er braucht nicht nur körperliche, sondern auch geistige Auslastung. Hundesportarten wie Obedience, Fährtenarbeit oder Schutzdienst sind hervorragend geeignet, um ihn zu fordern und zu fördern.
Anschluss und Beschäftigung
Dieser Hund braucht den engen Anschluss an seine Familie und sollte nicht über lange Zeiträume allein gelassen werden. Er ist kein Zwingerhund. Er möchte Teil des Familienlebens sein und benötigt mentale Stimulation, um glücklich und ausgeglichen zu bleiben. Überlege dir gut, ob du die Zeit und Energie hast, ihm gerecht zu werden.
Pflege
Die Pflege des Rottweilers ist im Allgemeinen unkompliziert, da sein kurzes Fell relativ pflegeleicht ist. Trotzdem gibt es einige Punkte, die du beachten solltest, um seine Gesundheit und sein Wohlbefinden zu gewährleisten.
Fellpflege
Das kurze, dichte Stockhaar benötigt nur gelegentliches Bürsten, etwa ein- bis zweimal pro Woche, um lose Haare zu entfernen und die Haut zu massieren. Während des Fellwechsels im Frühjahr und Herbst kann häufigeres Bürsten hilfreich sein. Baden ist nur bei starker Verschmutzung notwendig, da zu häufiges Baden die natürliche Schutzschicht der Haut beeinträchtigen kann.
Weitere Pflegemaßnahmen
- Zahnhygiene: Regelmäßiges Zähneputzen oder die Gabe von Zahnpflege-Snacks hilft, Zahnstein vorzubeugen.
- Ohrenkontrolle: Überprüfe die Ohren deines Rottweilers regelmäßig auf Rötungen, Geruch oder Schmutz, um Infektionen frühzeitig zu erkennen.
- Krallen schneiden: Wenn sich die Krallen nicht von selbst abnutzen, müssen sie regelmäßig gekürzt werden, um Schmerzen und Fehlstellungen zu vermeiden.
Gesundheit & Lebenserwartung
Der Rottweiler ist im Allgemeinen eine robuste Rasse, neigt aber wie viele große Hunderassen zu bestimmten erblichen Krankheiten. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 8 bis 10 Jahren.
Typische Krankheiten
Achte auf folgende gesundheitliche Aspekte:
- Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellbogendysplasie (ED): Diese Gelenkerkrankungen sind bei großen Rassen verbreitet. Seriöse Züchter lassen ihre Zuchttiere auf HD und ED untersuchen und verpaaren nur gesunde Hunde.
- Osteosarkom (Knochenkrebs): Rottweiler haben ein erhöhtes Risiko für diese aggressive Krebsart.
- Aortenstenose: Eine angeborene Herzerkrankung, bei der die Hauptschlagader verengt ist.
- Entropium/Ektropium: Fehlstellungen der Augenlider.
Regelmäßige Tierarztbesuche, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung tragen maßgeblich zur Gesundheit und einem langen Leben deines Rottweilers bei. Informiere dich immer über die Gesundheitsnachweise der Elterntiere, wenn du einen Welpen in Betracht ziehst.
Worauf du vor dem Kauf achten solltest
Die Entscheidung für einen Rottweiler sollte gut überlegt sein, denn er ist eine Verpflichtung für viele Jahre, die Zeit, Engagement und finanzielle Mittel erfordert. Hier sind wichtige Punkte, die du vor dem Kauf beachten solltest:
- Erfahrung: Hast du bereits Hundeerfahrung? Der Rottweiler ist kein Anfängerhund.
- Zeit: Kannst du täglich ausreichend Zeit für Erziehung, Bewegung und Beschäftigung aufbringen?
- Platz: Hast du genügend Wohnraum und idealerweise einen sicheren Garten?
- Finanzen: Bedenke Kosten für Futter, Tierarzt, Versicherung, Hundesteuer und Hundeschule.
- Informiere dich umfassend: Lies Bücher, sprich mit Rottweiler-Haltern und besuche Züchter.
Seriöser Züchter
Wähle unbedingt einen seriösen Züchter, der einem Rassezuchtverein angehört. Ein guter Züchter wird dir alle Fragen ausführlich beantworten, die Elterntiere und die Aufzuchtbedingungen zeigen sowie Gesundheitszeugnisse der Elterntiere (HD/ED-Freiheit) vorlegen. Er wird dir auch nach dem Kauf beratend zur Seite stehen. Vermeide Welpen von dubiosen Vermehrern oder aus dem Internet, da diese oft unter schlechten Bedingungen aufwachsen und gesundheitliche sowie Verhaltensprobleme haben können.
Fragen und Antworten
Ist der Rottweiler von Natur aus aggressiv?
Nein, der Rottweiler ist nicht von Natur aus aggressiv. Sein Ruf als "gefährlicher Hund" resultiert oft aus falscher Erziehung, mangelnder Sozialisierung oder dem Missbrauch durch unseriöse Halter. Bei richtiger Führung ist er ein ausgeglichener und loyaler Begleiter.
Benötigt ein Rottweiler viel Auslauf?
Ja, ein Rottweiler benötigt täglich ausgedehnten Auslauf und mentale Beschäftigung. Er ist kein Couch-Potato und freut sich über lange Spaziergänge, Joggen oder Hundesport. Mindestens 1-2 Stunden aktive Bewegung pro Tag sind empfehlenswert.
Kann ein Rottweiler in einer Wohnung gehalten werden?
Grundsätzlich ja, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Er benötigt auch in einer Wohnung sehr viel Auslauf, Beschäftigung und mentalen Input. Ein Garten ist definitiv von Vorteil, aber kein Muss, wenn die tägliche Auslastung gesichert ist. Wichtiger ist der enge Familienanschluss.
Ist der Rottweiler ein guter Familienhund?
Mit der richtigen Erziehung und Sozialisierung kann der Rottweiler ein ausgezeichneter Familienhund sein. Er ist sehr anhänglich und loyal seiner Familie gegenüber, auch geduldig mit Kindern, wenn diese den respektvollen Umgang mit Hunden gelernt haben. Wichtig ist immer eine Beaufsichtigung der Interaktionen.
Wie lange lebt ein Rottweiler durchschnittlich?
Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Rottweilers liegt bei etwa 8 bis 10 Jahren. Eine gute Pflege, ausgewogene Ernährung und regelmäßige tierärztliche Kontrollen können zu einem längeren und gesünderen Leben beitragen.