Steirische Rauhhaarige Hochgebirgsbracke
Die Steirische Rauhhaarige Hochgebirgsbracke ist eine faszinierende Hunderasse, die in den rauen Gebirgslandschaften Österreichs zu Hause ist. Wenn du einen treuen, robusten und arbeitsfreudigen Begleiter suchst und bereit bist, seinen ausgeprägten Jagdtrieb zu managen, könnte diese Bracke genau das Richtige für dich sein. Ursprünglich für die Jagd in schwierigem Terrain gezüchtet, zeichnet sie sich durch ihre unglaubliche Ausdauer, ihren scharfen Spürsinn und ihre unerschütterliche Arbeitsmoral aus. Entdecke mit uns die Besonderheiten dieser einzigartigen Rasse, die weit mehr als nur ein Jagdhelfer ist.
Herkunft & Geschichte
Die Geschichte der Steirischen Rauhhaarigen Hochgebirgsbracke beginnt im 19. Jahrhundert in der Steiermark, einer bergigen Region Österreichs. Ihr Schöpfer war der Industrielle und passionierte Jäger Carl Peintinger aus Mürzzuschlag. Sein Ziel war es, einen widerstandsfähigen, ausdauernden und furchtlosen Jagdhund zu züchten, der den extremen Bedingungen des Hochgebirges gewachsen war.
Peintinger kreuzte hierfür in den 1870er-Jahren lokale, rauhhaarige Bracken mit Hunden des Typs Hannoverscher Schweißhund und der Istrischen Rauhhaarigen Bracke. Das Ergebnis war eine Rasse, die nicht nur über einen hervorragenden Spürsinn, sondern auch über eine enorme Trittsicherheit und eine bemerkenswerte Robustheit verfügte. 1890 wurde die Rasse offiziell anerkannt und ist seither ein unverzichtbarer Helfer bei der Nachsuche von Schalenwild im Gebirge.
Aussehen
Die Steirische Rauhhaarige Hochgebirgsbracke ist ein mittelgroßer, kräftiger Hund, der Robustheit und Ausdauer ausstrahlt. Rüden erreichen eine Schulterhöhe von etwa 47 bis 53 cm, Hündinnen sind mit 45 bis 51 cm etwas kleiner. Ihr Körperbau ist muskulös und kompakt, ideal für anspruchsvolles Gelände.
Das Fell: Rau, dicht und schützend
Das markanteste Merkmal ist ihr raues, drahtiges Fell, das sie hervorragend vor Kälte, Nässe und dornigem Gestrüpp schützt. Es ist dicht, nicht zottelig und liegt eng am Körper an. Die Fellfarbe variiert meist von Fuchsrot bis Hellgelb, oft mit einem charakteristischen weißen Stern auf der Brust. Manchmal sind auch kleine weiße Abzeichen an den Läufen erlaubt. Der Kopf ist typisch für Bracken: kräftig, mit einem deutlichen Stop und mittelgroßen, dunklen Augen, die einen intelligenten und aufmerksamen Ausdruck haben. Die Hängeohren sind mittelgroß und liegen flach an.
Wesen, Temperament & Familienhund-Qualitäten
Das Wesen der Steirischen Rauhhaarigen Hochgebirgsbracke ist geprägt von ihrer ursprünglichen Bestimmung: Sie ist ein leidenschaftlicher, ausdauernder und hochintelligenter Jagdhund. Wenn sie auf der Spur ist, zeigt sie eine beeindruckende Konzentration und Unerschrockenheit. Doch abseits der Jagd präsentiert sie sich als überaus freundlicher, loyaler und anhänglicher Begleiter.
Charakterzüge
- Arbeitsfreudig: Sie braucht eine Aufgabe und ist am glücklichsten, wenn sie ihren Spürsinn einsetzen kann.
- Intelligent: Lernt schnell, kann aber auch einen gewissen Eigensinn zeigen.
- Sozial: Im Kreise ihrer Familie ist sie zärtlich und verspielt. Fremden gegenüber ist sie meist aufgeschlossen, ohne aufdringlich zu sein.
- Kinderfreundlich: Mit Kindern kommt sie in der Regel gut zurecht, vorausgesetzt, beide Seiten wurden aneinander gewöhnt und respektieren sich.
Als reiner Familienhund ist sie nur bedingt geeignet, wenn du ihr nicht genügend körperliche und geistige Auslastung bieten kannst. Eine gelangweilte Bracke kann unerwünschtes Verhalten entwickeln. Sie ist kein Hund für Stubenhocker, sondern für aktive Menschen, die gerne draußen in der Natur unterwegs sind.
Erziehung
Die Erziehung einer Steirischen Rauhhaarigen Hochgebirgsbracke erfordert Konsequenz, Geduld und ein tiefes Verständnis für ihren Jagdtrieb. Sie ist intelligent und lernwillig, aber ihr starker Wille und ihr ausgeprägter Spürsinn können dich vor Herausforderungen stellen.
Wichtige Aspekte der Erziehung:
- Frühe Sozialisation: Beginne frühzeitig, sie mit verschiedenen Menschen, Umgebungen und anderen Tieren vertraut zu machen. Das fördert ein ausgeglichenes Wesen.
- Positive Verstärkung: Diese Bracke reagiert am besten auf positive Methoden. Arbeite mit Belohnungen, Lob und Spiel, um gewünschtes Verhalten zu festigen. Druck oder Härte sind kontraproduktiv.
- Rückruftraining: Aufgrund ihres starken Jagdtriebs ist ein felsenfestes Rückruftraining absolut entscheidend. Übe dies unter unterschiedlichsten Ablenkungen, idealerweise in einem sicheren, eingezäunten Bereich, bevor du sie im Freilauf von der Leine lässt.
- Jagdliche Auslastung: Wenn du kein Jäger bist, musst du alternative Möglichkeiten finden, ihren Spürsinn zu fordern, z.B. durch Mantrailing, Fährtenarbeit oder Dummy-Training.
Ein erfahrener Hundeführer oder die Unterstützung durch eine gute Hundeschule mit jagdhunderfahrenen Trainern kann dir bei der Erziehung dieser anspruchsvollen, aber lohnenden Rasse sehr helfen.
Haltung
Die artgerechte Haltung einer Steirischen Rauhhaarigen Hochgebirgsbracke ist anspruchsvoll und erfordert ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse dieser Rasse. Sie ist kein Hund für die Stadtwohnung oder für Menschen, die einen gemütlichen Begleiter für kurze Spaziergänge suchen.
Ideale Lebensumgebung:
- Ländliches Umfeld: Ein Haus mit einem großen, sicher eingezäunten Garten ist ideal. Hier kann sie sich frei bewegen und ihre Umgebung erkunden, ohne dass der Jagdtrieb sofort zum Problem wird.
- Viel Bewegung: Tägliche lange Spaziergänge, Wanderungen oder Joggingrunden sind Pflicht. Sie braucht mindestens zwei Stunden intensive Bewegung pro Tag, oft auch mehr.
- Kopfarbeit: Neben der körperlichen Auslastung ist geistige Beschäftigung unerlässlich. Suchspiele, Fährtenarbeit, Mantrailing oder die Teilnahme an jagdlichen Prüfungen sind hervorragend geeignet, um ihren Spürsinn und ihre Intelligenz zu fordern.
- Gesellschaft: Diese Hunde sind Rudeltiere und sollten nicht über lange Zeiträume isoliert gehalten werden. Sie brauchen den Anschluss an ihre Familie.
Am glücklichsten ist eine Steirische Rauhhaarige Hochgebirgsbracke bei einem aktiven Menschen oder einer Familie, die ihre Leidenschaft für Outdoor-Aktivitäten teilt und ihr idealerweise auch jagdliche Aufgaben bieten kann.
Pflege
Die Pflege der Steirischen Rauhhaarigen Hochgebirgsbracke ist im Vergleich zu manch anderen Rassen relativ unkompliziert, was ihrem robusten Charakter entgegenkommt. Ihr raues Fell schützt sie gut und benötigt keine übermäßige Aufmerksamkeit.
Das Fell: Robust und pflegeleicht
- Bürsten: Gelegentliches Bürsten, etwa ein- bis zweimal pro Woche, ist ausreichend, um lose Haare und Schmutz zu entfernen und das Fell gesund zu halten. Während des Fellwechsels kann es etwas häufiger nötig sein.
- Trimmen/Strippen: Das harsche Rauhaar sollte nicht geschoren, sondern bei Bedarf (ca. zwei- bis dreimal im Jahr) getrimmt oder gestrippt werden. Dies entfernt abgestorbenes Deckhaar und fördert die Struktur des schützenden Fells. Ein professioneller Hundefriseur oder erfahrener Halter kann dies übernehmen.
Weitere Pflegetipps:
- Ohren: Kontrolliere die Hängeohren regelmäßig auf Sauberkeit, Rötungen oder Geruch, da sie anfälliger für Infektionen sein können.
- Zähne: Eine regelmäßige Zahnpflege beugt Zahnstein vor.
- Krallen: Kürze die Krallen bei Bedarf, wenn sie sich nicht natürlich abnutzen.
Ein Bad ist nur selten notwendig, da das Fell schmutzabweisend ist. Übermäßiges Baden kann die natürliche Schutzschicht der Haut beeinträchtigen.
Gesundheit & Lebenserwartung
Die Steirische Rauhhaarige Hochgebirgsbracke gilt als eine sehr robuste und widerstandsfähige Rasse, die aufgrund ihrer Zucht für anspruchsvolle Bedingungen selten unter rassetypischen Krankheiten leidet. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 12 bis 14 Jahren, wobei viele Exemplare bei guter Pflege und Haltung auch älter werden können.
Mögliche gesundheitliche Aspekte:
- Gelenkerkrankungen: Wie bei vielen mittelgroßen bis großen Rassen kann es vereinzelt zu Hüftgelenksdysplasie (HD) oder Ellbogendysplasie (ED) kommen. Seriöse Züchter lassen ihre Zuchttiere darauf untersuchen, um das Risiko zu minimieren.
- Ohrenentzündungen: Aufgrund ihrer Hängeohren sind sie anfälliger für Ohrenentzündungen. Regelmäßige Kontrolle und Reinigung sind hier wichtig.
- Verletzungen: Da sie sehr aktiv sind und oft in anspruchsvollem Gelände unterwegs sind, können Verletzungen durch Stürze, Dornen oder Wildkontakte nicht ausgeschlossen werden.
Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und regelmäßige tierärztliche Kontrollen tragen maßgeblich zur Gesundheit und einem langen, erfüllten Leben deiner Bracke bei. Achte immer auf die Gesundheitshistorie der Elterntiere, wenn du einen Welpen suchst.
Worauf du vor dem Kauf achten solltest
Die Entscheidung für eine Steirische Rauhhaarige Hochgebirgsbracke sollte gut überlegt sein. Es ist eine Rasse mit speziellen Bedürfnissen, die nicht zu jedem Lebensstil passt. Bevor du einen Welpen in dein Zuhause holst, gibt es einige wichtige Punkte zu beachten:
Der Züchter ist entscheidend
- Seriosität: Suche ausschließlich nach einem anerkannten und seriösen Züchter, der einem Rassezuchtverein angehört (z.B. dem Österreichischen Brackenverein oder ähnlichen internationalen Organisationen).
- Gesundheitsnachweise: Ein guter Züchter kann dir Gesundheitszeugnisse der Elterntiere vorlegen, insbesondere bezüglich HD und ED. Die Elterntiere sollten außerdem charakterlich einwandfrei sein.
- Aufzuchtbedingungen: Besuche den Züchter, um die Aufzuchtbedingungen der Welpen kennenzulernen. Die Welpen sollten in einem sauberen, anregenden Umfeld aufwachsen und bereits erste Kontakte zu Menschen und Geräuschen gehabt haben.
- Fragen stellen: Ein verantwortungsbewusster Züchter wird dir viele Fragen stellen, um sicherzustellen, dass seine Welpen in gute Hände kommen. Gleichzeitig sollte er bereit sein, all deine Fragen umfassend zu beantworten.
Passt die Rasse zu dir?
Sei ehrlich zu dir selbst: Kannst du dieser aktiven Rasse die notwendige Bewegung, geistige Auslastung und gegebenenfalls jagdliche Förderung bieten? Wenn du ein Jäger bist oder eine andere Form der anspruchsvollen Fährtenarbeit anbieten kannst, ist diese Bracke eine ausgezeichnete Wahl. Für reine Couch-Potatoes oder Stadtbewohner ist sie jedoch ungeeignet.
Fragen und Antworten
Ist die Steirische Rauhhaarige Hochgebirgsbracke ein guter Familienhund?
Ja, sie kann ein ausgezeichneter Familienhund sein, wenn ihre Bedürfnisse nach Bewegung und geistiger Auslastung erfüllt werden. Sie ist loyal, kinderlieb und anhänglich. Allerdings ist sie kein reiner Begleithund und braucht unbedingt eine Aufgabe.
Kann ich eine Steirische Rauhhaarige Hochgebirgsbracke in einer Wohnung halten?
Nein, das ist nicht empfehlenswert. Diese Rasse braucht viel Platz, idealerweise ein Haus mit großem, sicher eingezäuntem Garten und ländlichem Umfeld. Eine Wohnung würde ihren Bedürfnissen nach Bewegung und Erkundung nicht gerecht.
Wie oft muss das Fell gebürstet werden?
Ein- bis zweimal pro Woche bürsten ist in der Regel ausreichend. Das raue Fell ist relativ pflegeleicht. Gelegentliches Trimmen oder Strippen (zwei- bis dreimal im Jahr) ist jedoch wichtig, um die Fellstruktur zu erhalten.
Ist diese Rasse für Anfänger geeignet?
Eher nicht. Ihr ausgeprägter Jagdtrieb und ihr manchmal eigensinniges Wesen erfordern eine konsequente, erfahrene Führung. Für Hundeanfänger kann die Erziehung eine große Herausforderung darstellen.
Welche Auslastung braucht die Steirische Rauhhaarige Hochgebirgsbracke?
Sie benötigt täglich mehrere Stunden intensive Bewegung und geistige Forderung. Ideal sind jagdliche Arbeit, Fährtenarbeit, Mantrailing oder ausgedehnte Wanderungen und Joggingrunden, bei denen sie ihren Spürsinn einsetzen kann.