Weißer Schweizer Schäferhund
Der Weiße Schweizer Schäferhund, oft auch liebevoll als "Berger Blanc Suisse" bezeichnet, ist eine beeindruckende Hunderasse, die durch ihre strahlend weiße Fellfarbe sofort ins Auge sticht. Doch hinter diesem eleganten Äußeren verbirgt sich weit mehr als nur Schönheit: Du triffst auf einen intelligenten, lernwilligen und äußerst sensiblen Vierbeiner, der eine tiefe Bindung zu seiner Familie aufbaut. Er ist kein reiner Blickfang, sondern ein vielseitiger Begleiter, der sich bei richtiger Führung als treuer Freund und aktives Familienmitglied erweist. Seine ausgeglichene Art und sein freundliches Wesen machen ihn zu einem beliebten Partner für aktive Menschen.
Herkunft & Geschichte
Die Geschichte des Weißen Schweizer Schäferhundes ist eng mit der des Deutschen Schäferhundes verwoben. Ursprünglich trugen weiße Schäferhunde dazu bei, die Rasse zu etablieren. Schon im Wurf des ersten eingetragenen Deutschen Schäferhundes gab es weiße Welpen. In den 1930er Jahren wurden sie jedoch in Deutschland als genetisch minderwertig angesehen und von der Zucht ausgeschlossen. Glücklicherweise fanden diese Hunde in den USA und Kanada eine neue Heimat und wurden dort weiter gezüchtet und geschätzt. In den 1970er Jahren kehrten die ersten weißen Schäferhunde nach Europa zurück, insbesondere in die Schweiz, wo die Rasse entscheidend gefördert und 2003 schließlich von der FCI (Fédération Cynologique Internationale) als eigenständige Rasse unter dem Namen "Berger Blanc Suisse" anerkannt wurde. Du siehst also, seine Reise war lang und kurvenreich.
Aussehen
Der Weiße Schweizer Schäferhund ist ein mittelgroßer bis großer, kräftiger und gut bemuskelter Hund von eleganter Erscheinung. Seine Schulterhöhe liegt bei Rüden zwischen 60 und 66 cm, bei Hündinnen zwischen 55 und 61 cm. Das markanteste Merkmal ist natürlich sein strahlend weißes Fell, das in zwei Varianten vorkommt:
- Stockhaar: Dichtes, mittellanges Haar mit Unterwolle.
- Langstockhaar: Längeres Haar, besonders an Hals, Rute und Rückseite der Gliedmaßen, ebenfalls mit dichter Unterwolle.
Er besitzt stehende Ohren, eine dunkle Nasenkuppe und mandelförmige, dunkle Augen, die seinem Ausdruck Intelligenz und Freundlichkeit verleihen. Sein harmonischer Körperbau zeugt von Ausdauer und Agilität.
Wesen, Temperament & Familienhund-Qualitäten
Du wirst schnell merken, dass der Weiße Schweizer Schäferhund ein sehr feinfühliger und aufmerksamer Hund ist. Er ist bekannt für sein freundliches, ausgeglichenes und nervenstarkes Wesen. Seine Intelligenz und Lernbereitschaft machen ihn zu einem ausgezeichneten Partner, der gerne mit dir zusammenarbeitet. Gegenüber seiner Familie ist er loyal, anhänglich und verschmust. Mit Kindern kommt er in der Regel sehr gut zurecht und zeigt sich geduldig.
Umgang mit Fremden und anderen Tieren
Gegenüber Fremden kann er anfangs etwas zurückhaltend sein, ohne jedoch aggressiv zu werden. Eine gute Sozialisierung ist hier das A und O. Mit anderen Hunden und Haustieren verträgt er sich meist problemlos, wenn er frühzeitig daran gewöhnt wurde. Er ist kein typischer Wachhund, meldet aber Besucher und ist ein zuverlässiger Beschützer seiner Liebsten.
Erziehung
Die Erziehung des Weißen Schweizer Schäferhundes gestaltet sich aufgrund seiner hohen Intelligenz und seines "Will-to-please" in der Regel unkompliziert. Dennoch ist Konsequenz von Anfang an entscheidend. Er reagiert äußerst sensibel auf Härte und Zwang, daher solltest du stets auf positive Verstärkung setzen. Lob, Leckerlis und Spiel sind viel effektiver als strenge Kommandos.
Wichtige Aspekte der Erziehung:
- Frühe Sozialisierung: Gewöhne ihn schon als Welpen an verschiedene Umgebungen, Menschen, Geräusche und andere Hunde.
- Hundeschule: Der Besuch einer Welpen- und Junghundeschule ist sehr empfehlenswert, um grundlegende Kommandos zu festigen und die Sozialkompetenz zu fördern.
- Geduld und Empathie: Verstehe, dass dein Hund ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen ist und baue eine vertrauensvolle Beziehung auf.
Da er sehr lernbegierig ist, kannst du ihn gut für verschiedene Hundesportarten begeistern, was seine Erziehung zusätzlich unterstützen wird.
Haltung
Der Weiße Schweizer Schäferhund ist kein Couch-Potato. Er braucht viel Bewegung und geistige Auslastung, um glücklich und ausgeglichen zu sein. Ein kleines Stadtapartment ohne regelmäßigen Zugang zu Natur und Freiflächen ist für ihn weniger geeignet. Ideal ist ein Haus mit Garten, wo er sich frei bewegen kann, aber auch dort ersetzt dies nicht die täglichen Spaziergänge und Aktivitäten mit dir.
Auslastung ist das A und O
Du solltest täglich mehrere Stunden für Spaziergänge, Spiel und Kopfarbeit einplanen. Er liebt es, aktiv zu sein und Aufgaben zu bekommen. Dazu zählen:
- Lange Spaziergänge und Wanderungen
- Hundesport wie Agility, Obedience oder Dogdancing
- Suchspiele und Mantrailing
- Apportierspiele
Er möchte in die Familie integriert sein und ist kein Hund für den Zwinger. Einsamkeit verträgt er schlecht, da er eine enge Bindung zu seinen Menschen aufbaut.
Pflege
Die Pflege des Weißen Schweizer Schäferhundes ist entgegen mancher Annahme nicht übermäßig aufwendig. Sein weißes Fell ist oft erstaunlich selbstreinigend. Du solltest ihn jedoch regelmäßig bürsten, um lose Haare zu entfernen und Verfilzungen vorzubeugen, besonders wenn er Langstockhaar hat. Während des Fellwechsels (zweimal jährlich) ist tägliches Bürsten Pflicht, um die Mengen an Haaren in deinem Zuhause in Grenzen zu halten.
Zusätzliche Pflegetipps:
- Baden: Nur bei Bedarf, da zu häufiges Baden die natürliche Schutzschicht der Haut beeinträchtigen kann. Verwende ein mildes Hundeshampoo.
- Ohren: Kontrolliere die Ohren regelmäßig auf Sauberkeit und Anzeichen von Entzündungen.
- Krallen: Schneide die Krallen bei Bedarf, wenn sie sich nicht auf natürliche Weise abnutzen.
- Zähne: Regelmäßiges Zähneputzen oder Kauspielzeug kann Zahnstein vorbeugen.
Eine gute Pflege trägt maßgeblich zur Gesundheit und zum Wohlbefinden deines Hundes bei.
Gesundheit & Lebenserwartung
Der Weiße Schweizer Schäferhund gilt im Allgemeinen als robuste Rasse. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 10 bis 13 Jahren. Wie bei vielen größeren Rassen gibt es jedoch einige rassetypische Erkrankungen, auf die du achten solltest:
- Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellenbogendysplasie (ED): Gelenkerkrankungen, die durch Röntgenuntersuchungen der Elterntiere minimiert werden können.
- MDR1-Defekt: Eine Genmutation, die zu einer Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Medikamenten führt. Ein Gentest kann hier Aufschluss geben.
- Degenerative Myelopathie (DM): Eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das Rückenmark betrifft. Auch hierfür gibt es einen Gentest.
Ein verantwortungsbewusster Züchter wird dir alle Gesundheitsnachweise der Elterntiere vorlegen können. Regelmäßige Tierarztbesuche zur Vorsorge und eine ausgewogene Ernährung sind entscheidend für ein langes und gesundes Hundeleben.
Worauf du vor dem Kauf achten solltest
Die Entscheidung für einen Welpen sollte gut überlegt sein. Bevor du einen Weißen Schweizer Schäferhund bei dir aufnimmst, solltest du folgende Punkte beachten:
- Seriöser Züchter: Wähle einen Züchter, der einem anerkannten Verband (z.B. VDH/FCI) angehört. Er gibt dir Auskunft über Elterntiere, Wurf und Gesundheitschecks.
- Gesundheitsnachweise: Lass dir die Testergebnisse der Elterntiere für HD, ED, MDR1 und DM zeigen.
- Sozialisierung der Welpen: Achte darauf, dass die Welpen im Familienverband aufwachsen und bereits verschiedene Reize kennengelernt haben.
- Besuche den Wurf: Mache dir persönlich ein Bild von den Welpen und der Zuchtstätte. Wie wirken die Mutterhündin und die Welpen?
- Vermeide Mitleidskäufe: Kaufe niemals einen Welpen von dubiosen Händlern oder aus schlechten Verhältnissen.
- Informiere dich: Stelle viele Fragen und lass dir Zeit für deine Entscheidung. Ein Welpe ist eine Verpflichtung für viele Jahre.
Ein gesunder, gut sozialisierter Welpe von einem verantwortungsvollen Züchter ist die beste Grundlage für ein glückliches Zusammenleben.
Fragen und Antworten
Ist der Weiße Schweizer Schäferhund ein Albino?
Nein, er ist kein Albino. Albinos haben keinerlei Pigmente, was sich in roten Augen und rosa Haut zeigt. Der Weiße Schweizer Schäferhund hingegen besitzt dunkle Augen, eine dunkle Nase und Lippen sowie meist dunkle Krallen. Sein weißes Fell ist auf ein rezessives Gen zurückzuführen, das die Pigmenteinlagerung im Fell hemmt, aber nicht die Pigmentproduktion im Allgemeinen.
Ist er aggressiv oder ein guter Wachhund?
Der Weiße Schweizer Schäferhund ist nicht aggressiv; im Gegenteil, er ist eher sanftmütig und sensibel. Er hat einen ausgeprägten Schutztrieb für seine Familie und sein Territorium, ist aber kein "Beißer". Er wird Eindringlinge melden, aber selten aktiv angreifen. Seine Stärke liegt in seiner Präsenz und seiner abschreckenden Wirkung.
Kann er in einer Wohnung gehalten werden?
Grundsätzlich kann ein Weißer Schweizer Schäferhund auch in einer Wohnung gehalten werden, vorausgesetzt, du sorgst für ausreichend körperliche und geistige Auslastung. Er benötigt täglich mehrere Stunden Bewegung und Kopfarbeit. Ein Garten ist natürlich von Vorteil, ersetzt aber nicht die gemeinsamen Aktivitäten und Spaziergänge mit dir. Wichtiger als die Wohnungsgröße ist die Zeit und Aufmerksamkeit, die du ihm widmen kannst.
Wie viel Bewegung und Beschäftigung braucht diese Rasse?
Du solltest täglich mindestens zwei bis drei Stunden für aktive Beschäftigung einplanen. Dazu gehören ausgedehnte Spaziergänge, Laufrunden, Freilauf und natürlich Kopfarbeit in Form von Training, Suchspielen oder Hundesport. Ein unterforderter Weißer Schweizer Schäferhund kann unruhig oder sogar destruktiv werden. Er liebt es, mit dir zu arbeiten und gefordert zu werden.