Westfälische Dachsbracke
Die Westfälische Dachsbracke ist ein mittelgroßer, robuster Jagdhund mit einer faszinierenden Geschichte und einem ausgeprägten Charakter. Ursprünglich gezüchtet für die Jagd auf Niederwild in den Wäldern Westfalens, bringt sie eine einzigartige Kombination aus Ausdauer, Scharfsinn und Treue mit sich. Wenn du überlegst, dir eine Westfälische Dachsbracke zuzulegen, solltest du dich auf einen aktiven und eigenständigen Begleiter einstellen, der eine konsequente Führung und viel Beschäftigung benötigt. Sie ist kein Hund für jedermann, aber für den passenden Halter ein außergewöhnlich loyaler und arbeitswilliger Partner.
Herkunft & Geschichte
Die Wurzeln der Westfälischen Dachsbracke reichen tief in die Jagdtradition Westfalens zurück. Sie entstand Ende des 19. Jahrhunderts aus einer Kreuzung von Bracken und möglicherweise Dackeln – daher der Namenszusatz "Dachs". Ziel war es, einen wendigen, spur- und fährtenlauten Jagdhund zu züchten, der auch in unwegsamem Gelände und dichtem Unterholz erfolgreich auf Hase, Fuchs und Reh jagen konnte. Ihre offizielle Anerkennung erfolgte um das Jahr 1900. Seitdem hat sie sich als spezialisierter Jagdhelfer bewährt und ihre ursprünglichen Qualitäten bis heute bewahrt.
Aussehen
Die Westfälische Dachsbracke ist ein kompakter und kräftiger Hund, dessen Erscheinung seine Arbeitsfähigkeit widerspiegelt. Rüden erreichen eine Widerristhöhe von etwa 30 bis 38 Zentimetern, Hündinnen sind tendenziell etwas kleiner.
Körperbau
- Robuster Körper: Sie besitzt einen langen, kräftigen Rücken und eine tiefe Brust, die auf Ausdauer und Kraft schließen lässt.
- Kurze Läufe: Ihre vergleichsweise kurzen, muskulösen Beine ermöglichen ihr, sich agil durch unwegsames Gelände zu bewegen.
- Kopf und Ohren: Der Kopf ist eher langgestreckt mit einem kräftigen Fang. Die Ohren sind mittellang, breit und hängen flach am Kopf herab, abgerundet an den Spitzen.
- Rute: Die Rute ist hoch angesetzt, kräftig und wird säbelförmig getragen, oft mit einer leichten Bürste an der Unterseite.
Fell & Farbe
Das Fell der Westfälischen Dachsbracke ist kurz, sehr dicht und harsch, was ihr einen guten Schutz vor Witterungseinflüssen bietet. Die typische Fellfarbe ist tricolor: ein leuchtendes Rot-Gelb bis Schwarz mit weißen Abzeichen. Weiße Abzeichen finden sich meist an der Blesse, am Hals, an der Brust, den Läufen und an der Rutenspitze.
Wesen, Temperament & Familienhund-Qualitäten
Die Westfälische Dachsbracke ist ein Hund mit starkem Charakter. Sie ist intelligent, mutig und eigenständig, was sie zu einem hervorragenden Jagdpartner macht. Gleichzeitig ist sie im Familienkreis äußerst anhänglich und loyal.
Im Haus
Im Kreise ihrer Familie zeigt sie sich verschmust und kinderlieb, vorausgesetzt, sie wird frühzeitig sozialisiert und der Umgang mit Kindern wird von dir altersgerecht angeleitet. Sie ist nicht aggressiv, kann aber Fremden gegenüber zunächst reserviert sein. Ihr Jagdtrieb ist jedoch allgegenwärtig und muss immer berücksichtigt werden. Das bedeutet, dass sie draußen stets ein Auge und eine Nase für potenzielle Fährten hat.
Jagdtrieb
Ihr ausgeprägter Jagdinstinkt bedeutet, dass du sie im Freien nur in absolut gesicherten Bereichen ableinen solltest, da sie sonst einer interessanten Spur folgen würde und schwer abrufbar wäre. Mit entsprechender Sozialisierung und klaren Regeln kann sie jedoch eine wunderbare Ergänzung für aktive Familien sein, die ihre Bedürfnisse verstehen und erfüllen können.
Erziehung
Die Erziehung einer Westfälischen Dachsbracke erfordert Konsequenz, Geduld und viel Verständnis für ihren Jagdtrieb. Sie ist intelligent und lernwillig, aber auch eigenständig und kann stur sein, wenn ihr etwas nicht sinnvoll erscheint.
Frühzeitige Sozialisierung
Beginne so früh wie möglich mit der Sozialisierung. Welpenspielgruppen und der Kontakt zu verschiedenen Menschen, Tieren und Umgebungen sind essenziell, um einen ausgeglichenen und freundlichen Hund zu formen.
Jagdliche Veranlagung
Aufgrund ihres starken Jagdinstinkts ist ein zuverlässiger Rückruf absolut notwendig. Dies erfordert intensives Training und viel Übung. Positive Verstärkungsmethoden, wie Belohnungen und Lob, funktionieren bei dieser Rasse am besten. Bestrafungen oder Härte würden ihre Lernbereitschaft nur beeinträchtigen. Sie ist kein Hund für Anfänger, die noch keine Erfahrung mit jagdlich motivierten Rassen haben.
Haltung
Die Westfälische Dachsbracke ist kein Hund für das Stadtleben oder eine kleine Wohnung. Sie braucht viel Platz, Bewegung und geistige Auslastung.
Ideale Umgebung
Am wohlsten fühlt sie sich in ländlicher Umgebung mit einem großen, sicher eingezäunten Garten, in dem sie sich frei bewegen kann. Sie liebt es, draußen zu sein, zu schnüffeln und zu erkunden. Täglich benötigt sie mehrere Stunden intensive Bewegung, idealerweise in Form von langen Spaziergängen, Wanderungen oder Fährtenarbeit.
Körperliche & geistige Auslastung
Du solltest ihr die Möglichkeit geben, ihrer Nase zu folgen, sei es durch gezieltes Mantrailing oder Suchspiele. Ohne ausreichende körperliche und geistige Auslastung kann sie unausgeglichen werden und unerwünschtes Verhalten entwickeln. Sie ist ein Begleiter für aktive Menschen, die gerne draußen in der Natur unterwegs sind und bereit sind, sich intensiv mit ihrem Hund zu beschäftigen.
Pflege
Die Pflege der Westfälischen Dachsbracke ist vergleichsweise unkompliziert, da ihr kurzes Fell nicht viel Aufwand erfordert.
Fellpflege
Ein gelegentliches Bürsten, etwa einmal pro Woche, reicht aus, um lose Haare zu entfernen und das Fell glänzend zu halten. Während des Fellwechsels im Frühjahr und Herbst kann häufigeres Bürsten sinnvoll sein.
Ohren & Krallen
Besondere Aufmerksamkeit solltest du ihren Schlappohren schenken. Sie neigen aufgrund der mangelnden Belüftung zu Infektionen, daher ist eine regelmäßige Kontrolle und Reinigung wichtig. Auch die Krallen sollten regelmäßig überprüft und bei Bedarf gekürzt werden, falls sie sich nicht auf natürliche Weise abnutzen. Eine gute Zahnhygiene durch regelmäßiges Zähneputzen oder spezielle Kauartikel trägt ebenfalls zur allgemeinen Gesundheit bei.
Gesundheit & Lebenserwartung
Die Westfälische Dachsbracke gilt als eine robuste und gesunde Hunderasse, die in der Regel ein langes und aktives Leben führt. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 10 bis 12 Jahren.
Rassespezifische Krankheiten
Wie bei vielen Rassen kann es auch bei ihr zu bestimmten gesundheitlichen Problemen kommen, auch wenn diese nicht übermäßig verbreitet sind. Dazu gehören:
- Ohrenentzündungen: Aufgrund ihrer Schlappohren ist sie anfälliger für Ohrinfektionen.
- Gelenkerkrankungen: Obwohl seltener als bei größeren Rassen, können Hüft- oder Ellbogendysplasie auftreten.
- Bandscheibenerkrankungen: Aufgrund ihres längeren Rückens besteht ein geringes Risiko für Bandscheibenprobleme, ähnlich dem Dackel, jedoch in deutlich geringerem Ausmaß.
Worauf du vor dem Kauf achten solltest
Der Kauf einer Westfälischen Dachsbracke sollte gut überlegt sein. Es ist wichtig, dass du dich auf die Bedürfnisse dieser speziellen Rasse einstellst.
Wahl des Züchters
Wähle unbedingt einen seriösen und verantwortungsvollen Züchter, der einem anerkannten Rasseclub angehört. Ein guter Züchter wird dir gerne alle Fragen beantworten, dir die Elterntiere zeigen und dir Einblick in die Aufzucht der Welpen geben. Achte darauf, dass die Welpen in einer sauberen, anregenden Umgebung aufwachsen und bereits erste Sozialisierung erfahren haben.
Gesundheitsnachweise
Lass dir die Gesundheitsnachweise der Elterntiere zeigen, insbesondere in Bezug auf mögliche Erbkrankheiten. Ein Kaufvertrag und ein EU-Heimtierausweis mit den notwendigen Impfungen und Entwurmungen sind selbstverständlich. Bedenke, dass die Westfälische Dachsbracke ein aktiver Jagdhund ist, der viel Bewegung und geistige Auslastung benötigt. Stelle sicher, dass dein Lebensstil zu den Anforderungen dieser Rasse passt, um beiden Seiten ein glückliches Zusammenleben zu ermöglichen.
Fragen und Antworten
Ist die Westfälische Dachsbracke ein geeigneter Hund für Anfänger?
Nein, aufgrund ihres ausgeprägten Jagdtriebs und ihrer Eigenständigkeit ist die Westfälische Dachsbracke nicht unbedingt für Hundeanfänger geeignet. Sie benötigt eine konsequente und erfahrene Führung.
Wie viel Bewegung braucht eine Westfälische Dachsbracke täglich?
Sie braucht sehr viel Bewegung. Rechne mit mindestens zwei bis drei Stunden aktiver Beschäftigung täglich, inklusive langer Spaziergänge, Lauf- und Suchspielen. Mentale Auslastung durch Fährtenarbeit ist ebenfalls wichtig.
Kann diese Rasse in einer Stadtwohnung gehalten werden?
In der Regel nicht. Die Westfälische Dachsbracke braucht viel Platz und Zugang zur Natur. Eine Haltung in einer Stadtwohnung ist nur unter sehr speziellen Umständen und mit extrem hohem Aufwand möglich.
Wie verträgt sich die Westfälische Dachsbracke mit Kindern?
Mit der richtigen Sozialisierung und Erziehung ist sie durchaus kinderfreundlich und kann ein liebevoller Spielkamerad sein. Wichtig ist immer eine Aufsicht im Umgang zwischen Hund und Kind.
Kommt sie gut mit anderen Haustieren zurecht?
Das kann herausfordernd sein. Ihr starker Jagdtrieb kann insbesondere bei kleineren Haustieren zum Problem werden. Eine frühe und sorgfältige Sozialisierung kann helfen, ist aber keine Garantie.
Haart die Westfälische Dachsbracke viel?
Ihr kurzes Fell haart moderat. Während des Fellwechsels im Frühjahr und Herbst kann der Haarausfall etwas stärker sein, lässt sich aber durch regelmäßiges Bürsten gut in den Griff bekommen.